Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber für mich war es immer ein kleiner Holzstadl inmitten unserer verschneiten Bergen, in der unser Herr das Licht in die Welt gebracht hat. Warum sollte er es auch irgendwo in die Wüste bringen, wo ohnehin genug Sonne scheint? Die Menschen an den von Schnee gesegneten und von der Sonne vernachlässigten Berghängen, hatten eine Erleuchtung immer viel nötiger. Genau zur Wintersonnenwende, wenn manche Alpendörfer gerade einmal ein paar Minuten Sonnenschein haben, brauchten die Bergbauern Trost. So ist es nun nur folgerichtig, dass Gott seinen Sohn in einer Almhütte in die kalte und raue Welt schickte, wo es ausserdem landschaftlich viel reizvoller ist. (Wer, wenn nicht der Schöpfer selbst, weiß wo es auf unserer Erde wirklich schön ist.)
Acht Semester (abgebrochenes) Theologiestudium konnten mich nicht vom Gegenteil überzeugen und deshalb gibt es jedes Jahr bei uns eine kleine heimische Bergkrippe in Holz geschnitten als Weihnachtskarte. Historisch, kritischen Klugscheissern, die damit argumentieren, wie es denn die Heiligen Drei Könige mit Ihren Kamelen dorthin geschafft haben wollen, entgegnete ich, dass schliesslich auch Hannibal mit seinen Elefanten über den Brenner gekommen ist.
In der „staaden Zeit“, wie man den Advent hierzulande irrtümlich nennt, ziehe ich mich mit Pfeife, Tee und Lebkuchen in mein kleines Atelier zurück und zeichne, male, schnitze und drucke. Draussen ist es klirrend kalt, ein winziges Heizkörperchen wärmt mein kleines Hütterl und da ich sämtliche Weihnachtsgeschenke bereits online bestellt habe, oder sie ohnehin selbst herstelle, kommt ganz ohne Hektik, wirkliche Weihnachtsstimmung auf. Das Licht der Petroleumlampe scheint in meine Schusterkugel und ich versinke in der schönsten Arbeit, die ich mir vorstellen kann.
Dieses Jahr werden es sechs Druckstöcke, also ein sechsfarbiger Holzdruck. Soviel gab es bisher zu Weihnachten noch nie, aber was sein muss, muss sein. Mein Lieblings-Bergmassiv, die Langkofelgruppe dient mal wieder als Vorlage. Vielleicht wird es ja nächstes Jahr der Großglockner, der ist auch ein wunderbarer Berg, der dem Christkind gefallen haben könnte. Die Auflage beträgt heuer 70 Stück, ein paar mehr, als im letzten Jahr. Nicht nur, weil wir durch unseren Umzug neue Freunde gewonnen haben, sondern weil im letzten Jahr auch wieder ein paar neue Kunstsammler dazugekommen sind.
Nach dieser wahren Massenproduktion (6×70=420 Handdruckdurchgänge) habe ich beschlossen meine Druckwerkstatt etwas ergonomischer zu gestalten, aber davon nächstes mal mehr.
Hatte ich schon einmal erzählt, dass ich die Tradition des Weihnachtsdruckes von meinem Malerfreund und Ex-Ateliernachbar aus der Au Franz Ruzicka übernommen habe? Franz verschickt schon seit vielen Jahrzehnten wunderschöne mehrfarbige Linolschnitte an seine Käufer und Sammler. Sie sollten Sich ruhig nicht nur deshalb mit seinen wirklich tollen Arbeiten näher beschäftigen.
Wer nicht zu den zweifelsfrei glücklichen Empfängern unserer Weihnachtspost gehört, kann vielleicht auch noch einzelne Restexemplare im Shop beziehen. (solange Vorrat reicht)
3 Antworten
… und das, wo doch jeder halbwegs gebildete Mensch mittlerweile weiß, dass Hannibal mit hoher Wahrscheinlichkeit über das Rhone- und Isere-Tal nach Italien vorgestossen und dann durch die Po-Ebene marschiert ist.
Von wegen Brenner. Von wegen verklärende Alpen-Stadl-Gemütlichkeit…
Klugscheißer-Modus aus 🙂