Mit Umzügen habe ich es ja nicht so. Fasching oder gar Karneval kann mir gestohlen bleiben, Fackelumzüge zur Feldherrnhalle sind gottlob noch nicht wieder in Mode gekommen und mein Umzug nach Nürnberg geht mir auch schon ganz schön auf die Nerven. (Dieser hat im übrigen überhaupt keinen politischen Hintergrund) Ich lebe nun seit Wochen in, um und um Kartons herum. Nicht dass ich es eigentlich gewohnt sein sollte. Es ist – wenn ich richtig gezählt habe – mein zwölfter Umzug, immer innerhalb Münchens oder Umgebung und zweimal in Franken. Aber an diese Arbeit, an diese Mischung aus stumpfer Plackerei und logistischer Hirnwindungsakrobatik kann man sich nicht gewöhnen, es ist immer wieder schrecklich.
Das eine Haus ist ein Pappkartonlager, das andere eine Baustelle und ich pendle immer zwischen den beiden hin und her. Das ist auch der Grund, warum ich weder zum Malen noch zum Bloggen komme. Das eine ist schon in Nürnberg, das andere schon im Karton. Genau das was man unbedingt gerade jetzt braucht ist nicht da und bei dem was gerade so herumliegt, fragt man sich, warum man das je angeschafft hat.
Ich habe, als ich – um diese Woche wenigstens einmal etwas von mir geben zu können – meine Bildersammlung nach Bildern zu Umzügen durchforstet, ein sehr Eigenwilliges gefunden. Es stammt vom Einzug der Festwirte auf die Wies’n 2004 – der einzige Umzug, den ich einigermaßen erträglich finde, nur das es dort eben zugeht wie am Stachus (ebendort führt der Festzug ja auch vorbei).
Die Bräurosl (vor Sex World) winkt mir zu, verabschiedet sich von mir, so wie ich jetzt Abschied von meiner geliebten Heimatstadt München nehme. Pfiat di Gott, meine Liebe, aber wir sehen uns ja trotzdem ganz oft wieder, jeden Freitag elf Uhr im Weissen Bräuhaus, versprochen.
Aber jetzt muss ich wieder Kartons packen, ich besitze nämlich fast so viele Schuhe wie Imelda Marcos.
Eine Antwort
Was für eine mitleidheischende Larmoyanz. Jemand, der seine Heimatstadt sehenden Auges verläßt, um den Forderungen eines schnöden Mammons zu folgen-und sei es nur jener für die Behausung), der freiwillig in die Diaspora zieht und sich zum (geistigen und kulturellen) Überleben die freitägliche Rückkehr an die Tafel des münchnerischen Basisgenusses verordnen muß, verdient keine Nachsicht. Allmecht, „des Menschen Wille…..“
Was kümmert uns da die verständliche Zerrißenheit zwischen Kartonagen und häuslicher Öde, wenn die Antwort -zwischen zwei Mathilda Soleil ausgesprochen- schlichtweg aus einem lakonischen „ja mei, warst halt dageblieben“ besteht.
Nur ein vaterlandsloser, pietistischer Gesell wagt es, darüber auch noch eine Art Befindlichkeitsprosa abzusetzen, wie man solche Blogs wohl besser nennen sollte.
Ich seh Dich am Freitag im Weißen Bräuhaus, so gegen 11:18 h