Die Straße von Port Grimaud nach St. Tropez hat neben ihrer unbeschreiblichen Hässlichkeit noch eine andere ganz besondere Eigenheit. Auf Oma-Rädern hat man hier sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg immer Gegenwind. Mit Feldstaffelei und Leinwand fühlt man sich wie ein Rahsegler um Kap-Horn, nur nicht so heroisch, sondern eher mitleiderregend und leicht lächerlich. Vermutlich sind Gunter Sachs und Alain Delon nie geradelt, wenn sie Brigitte Bardot besucht haben, die eine Zeitlang hier direkt neben uns gewohnt hat.
Die Busfahrt kostet nur 3 Euro, das entspricht hier in Saint Tropez in etwa einem Schluck Bier, ist also ein echtes Schnäppchen.
Kein Wunder also, dass wir bei unseren weiteren Malausflügen immer den Bus nahmen und auf Rückfahrten sogar meist den mit der richtigen Nummer. Bei der Gelegenheit erinnern mich die Blasen an meinen Füßen an unsere gestrige Wanderung an der Hauptstraße von Cogolin nach Port Grimaud.
St. Tropez ist ein kleiner sehr alter Fischerort mit 4400 Einwohnern und ca. 5 Millionen Touristen im Jahr. Dagegen könnte man den Stachus als einen lauschigen, einsamen Flecken Erde bezeichnen. Im März sind die Menschenmassen allerdings noch nicht hier. Wir sahen gerade einmal ein paar russische Oligarchen-Töchter und zehn oder zwanzig weitere Touristen, der Rest sind Bauarbeiter und Yachten-Reinigungspersonal. Hier wird überall gewerkelt und geschrubbt, denn zu Beginn der Saison soll hier alles picobello aussehen und glänzen.
Diese geschäftige und doch sehr gelöste Stimmung ist wundervoll. Auch wir sind ja zum Arbeiten hier und zwei weitere Maler fallen jetzt hier nicht so sehr auf.
Ich habe ja eine Schwäche für Postkartenmotive und so folgte mir Malerfreund Günter grummelnd auf die Zitadelle, denn von dort oben hat man einen wunderbaren Blick auf Saint Tropez, das Meer und die Bucht dahinter. Dieses Motiv haben vermutlich sogar Henri Matisse und Paul Signac als viel zu kitschig verworfen und gerade Letztgenannter war ansonsten dabei alles andere als zimperlich und hat jedes noch so liebliche Motiv hier abgetüpfelt.
In der Ferne sieht man unseren derzeitigen Wohnort Port Grimaud, der zu der Zeit dieser beiden Maler noch ein verschilfter Sumpf gewesen ist. Irgendwann in den 1960er Jahren hat es der Elsässer Architekt François Spoerry in einer Art „Venice-Beach“ im Stil eines provencialischen Fischerdorfes errichtet.
Heute haben wir uns den kleinen Spaß erlaubt und die Szenerie aus der anderen Richtung gemalt: St. Tropez von Port Grimaud aus. Nicht weniger eine Postkarte, aber diesmal war nicht ich schuld an der Motivwahl.
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