Diesmal war es wirklich schwierig, ein schönes Motiv zu finden, das es sich zu malen lohnte. Außerdem war das Wetter extrem madig. Mein Malerfreund Günter und ich radelten leicht miesepetrig durch den Forst westlich von Fürstenfeldbruck. Hier ein paar Bäume, dort eine kleine Lichtung ein Wegerl da, ein paar Sträuche hier. Alles nicht sehr inspirierend.
Ganz weit hinter dem leider überhaupt nicht pitoresken Gutshof in Mitten des Forstes, erblickten wir drei eng beieinander stehende vereinzelte Bäume. „Steht da ein Marterl dazwischen?“ Ich freute mich, einen INRI, ein Marterl, einen Jesus, wollte ich immer schon einmal malen. Günter war zunächst eher so mittel-enthusiastisch, vermutlich weil er der Enkel eines Oberammergauer Herrgottsschnitzers ist und schon genug INRIs in seinem Leben gesehen hat.
Der Weg zum Marterl war ein steiniger, ein dorniger, ein mühsamer. Fast kam es uns vor, als müsste er zu diesem Motiv auch genauso sein. Im Grunde war da gar kein Weg – also nicht aus der Richtung aus der wir kamen. Wir latschten, schoben und fluchten ganz unchristlich durch Acker und Gestrüpp. Ich riss mir mit dem Pedal blutige Striemen in die Wadeln und latschte durch unzählige Disteln. Es war halt ein Kreuz mit dem Weg.
Das Motiv selbst war ausgesprochen erstaunlich. Drei Bäume mit einem Marterl in der Mitte. Bestimmt gibt es eine Geschichte dazu, aber leider kenne ich sie nicht. Hier in der Gegend steht an jeder besseren Wegkreuzung ein Gekreuzigter, aber mitten im Nirgendwo? Ich malte drauflos, Günter schaute noch ein paar Stunden durch seinen Motivsucher und haderte. Schließlich befand er mich mit der Staffelei in meiner Mal-Lederhose vor dem Drei-Bäume-Martel als ein geeignetes Motiv und ich war ein wenig geschmeichelt. Vielleicht wollte er sich auch nur dafür erkenntlich zeigen, dass ich endlich mal ein vernünftiges Höhe-Breite-Verhältnis für meine Leinwand gewählt hatte. Ich weiss es nicht.
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Tatsache, dass ich diesmal nur mit dem Pinsel malte und nicht, wie die letzten Male, Spachtel verwendete.
Auf dem Rückweg kamen wir dann in einen Platzregen, der uns knapp vor dem Ziel erwischte und uns komplett durchweichte. Das Schöne an der Ölmalerei ist aber, dass Wasser dem Gemälde – anders als dem Maler – gar nichts ausmacht.
Bild
Drei Bäume mit Marterl, Öl auf Leinwand, 50 x 40 cm