Eigentlich bin ich ja schon lange zu alt, um noch mit Möbeln zu leben, die einen Namen tragen. Trotzdem bevölkern noch ein paar Billys, Paxe und Malme mein Zuhause. Und da es ja bei IKEA auch so praktische Ordnungskisten für mein g’schlampertes Atelier gäbe und ich doch ausserdem schon immer ein Regal für meine (noch recht überschaubare) Schallplattensammlung wollte, konnte mich meine liebe Ehefrau breitschlagen, mit ihr ins schwedische Möbelhaus zu fahren.
Am Samstag ist IKEA ja die Vorhölle, dagegen geht’s ja am Stachus gemütlich zu und da hätte sie keine Chance gehabt mich mitzuschleifen, aber es war ein harmloser Donnerstag Nachmittag also fuhr ich – doch schon ein wenig übellaunig – mit nach Fürth.
Ich hatte erheblich Angst vor einer weiblichen Nestbau-Orgie mit unzähligen Teelichtern, Palmen, süssen kleinen Schächtelchen und allerlei Tand, aber es lief ganz okay … also für einen IKEA Ausflug.
Dann der Schock, es gibt kein Expedit mehr. Expedit war das für den Vinylliebhaber, was Billy für die Leseratte ist. Also im Grunde ein Grundnahrungsmittel. Ich stehe vor einem sehr ähnlich aussehenden Regal mit dem Namen Kallax. In meinem Kopf hörte ich eine (mich duzende) Stimme mit deutlich schwedischen Akkzent: „Du brauchst kein Expedit mehr, weil du ja jetzt nur noch dolle mp3s hörst, also haben wir uns bei IKEA gedacht, wir machen jetzt Kallax und der ist ein bisschen kleiner, damit du in deiner Wohnung noch mehr Platz für dolle Teelichter hast.“ Handy raus, Google an, mit den Wurstfingern „Kallax Vinyl“ eingetippt. Sofort kommt der Link auf meinen Lieblings-Vinyl-Blog – Gratulation an dieser Stelle an meinen Bloggerkollegen SEO: 1* Alles richtig gemacht.
Was ich da lese beruhigt mich ungemein: alles ist gut in der schwedischen Vinyl-Welt, Expedit heisst jetzt Twix Kallax, sonst ändert sich nix, nax.
Nur noch ganz wenig unnützen Mädchen-Tand später sind wir wieder raus, keine Hotdogs, kein Softeis, keine Kötboller … nur in die Fundgrube muss ich dann immer noch reinschauen. Es könnte ja ein bereits fertig aufgebauter Kallax mit einem kleinen Lackschaden (den ich beim Aufbauen ohnehin verursachen würde) da stehen – leider nein.
Wenn ich inzwischen in irgendwas gut bin, dann im Ikeabana (die Kunst des Möbelsteckens). Ratzfatz steht Kallax – Ja, ich weiss: ein IKEA-Regal mit einer Makita aufzubauen, ist in etwa so wie mit einer Leica biometrische Passbilder aufnehmen … musste ich mir schon anhören, 😉
Dann wollte ich von meiner Plattensammlung imposante Fotos auf Facebook, Instagram, etc. teilen. Pustekuchen! Was als schlampig herumliegende Platten nach viel aussieht, wirkt echt mager in so einem Regal … Was ich von meiner digitalten Musiksammlung leider nicht sagen kann: Ich habe noch ordentlich Plattenplatz!
Dann werde ich wohl noch ein paar Vinylscheiben kaufen müssen, bevor die anderen Fächer mit irgendetwas anderen in Beschlag genommen werden. Ich sehe auf dem Foto da unten schon Kinderbücher stehen …