Alpe di Siusi – 2019

Nach einem Jahr Pause, ich hatte hier ja vom Falkert berichtet, war ich dieses Jahr wieder auf der Alpe di Siusi – der Seiseralm. Auch in diesem Jahr, waren die Wetter- und Berggötter mit den Malern. Schnee und Sonne. In Österreich hätte man Kaiserwetter dazu gesagt. Südtirol gehört dem Kaiser schon lange nicht mehr, vor ziemlich genau 100 Jahren ging es an Italien, was man bis heute kaum fassen kann. Wenn es irgendwo nicht italienisch ist, dann dort. Der für mich einzige Vorteil, dieser abstrusen politischen Situation ist, dass man überall auf den Almhütten einen wunderbaren Espresso für gerade mal 1,50 Euro bekommt. Dafür kostet das Bier über 5 Euro – wiederum ein Grund dieses Kleinod der Alpen, wieder an Gösser, Stiegl und Zipfer zurückzugeben.

Aber ich war ja nicht zum Trinken dort, ich hatte zu Arbeiten. Der Stammleser dieses Blogs kennt meinen Kampf mit nassen Farben auf zu grossen Leinwänden, dieses Jahr sollte alles anders sein. Ich hatte mein kleines Kisterl mit Temperafarben dabei und beschränkte mich auf Postkartenformate. Diese Farben sind auf Wasserbasis und trocknen innerhalb weniger Minuten. Tempera oder auch Gouache genannt sind in etwa so wie die Farben im Schulmalkasten, nur dass ich sie in Tuben statt in Töpfchen bevorzuge. Irgendwann werde ich auch mal mit meinem alten Pelikan-Malkasten herumlaufen, schon allein um die dummen Gesichter der Umstehenden zu geniessen. Seiseralm Postkarten Alexander BroyFakt ist, dass man im Grunde mit allen Farben malen kann, nur der Anteil von Pigment zu Füllstoff kann einen qualitativen Unterschied machen. Tempera ist matt und sieht direkt nach dem Malen recht reizlos aus. Eine Reisedose „3-Wetter Taft“ (leider werde ich nicht gesponsert), hilft zum einen die Oberfläche leidlich wasserfest zu machen, als auch einen wundervollen Schlussfirniss auf dem Bild zu verteilen, der den Farben Glanz und Tiefe verleiht. Das Doserl ist leicht und klein im Packmaß. Die negativen Auswirkungen einer Spraydose auf die Umwelt nehme ich in diesem Fall billigend in Kauf. Jemand, der konsequent Liftanlagen boykottiert, darf das.

Seiseralm Postkarten Alexander BroyFünfzehn Kilo leichter und durch viele hundert Laufkilometer im fränkischen Hügelland trainiert, stieg ich dieses Jahr um einiges schneller und leichtfüßiger und baute meinen Aktionsradius, sowie meine Höhenmeter um einiges aus. Ich erreichte, zudem mit Schneeschuhen ausgestattet Gegenden, die in diesem Winter noch gänzlich unberührt waren. Aber auch geliebte und gut bekannte Routen und Plätze besuchte ich. Fast alle Orte hatten sich kaum verändert, bis auf den Zallinger, einen Gasthof auf der Südseite unterhalb des Plattkofels, der hat mich völlig überrumpelt und schockiert. Statt des vorher, zugegeben durch seine Größe etwas ungemütlich wirkenden holzgetäfelten Gastraumes, fand ich mich auf einmal in einer Designer Plüschecke wieder. Laute Livemusik im Alpenrockstil und einen Haufen Deppen, die sonst nur in Stanton und Ischgl herumhängen, tanzten und soffen zwischen LED-beleuchteten grünen Samtmöbeln herum. Ich musste mich zur Begrüßung mehrfach fotografieren lassen, weil dort vermutlich noch niemand einen Wanderer in Tweedanzug und Lodengamaschen gesehen hatte. Mir wurde eine Kaminwurzen mit einem Haufen Grünzeug auf einer Schiefertafel serviert. Ich war noch nie so schnell wieder draussen im Schnee. Ich rannte geradezu hoch auf den Plattkofel, um auf einem Bankerl am Ende des Kreuzweges eine Marille aus dem Flachmann zu trinken. „Delirant isti Romani!“

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Eine Antwort

  1. Als langjähriger Besucher der Alm seit den späten 50er Jahren kenne ich den Zallinger noch in der handfesten Version, bei der man bei Bestellung einer Portion Gulasch nur drei Stücke Fleisch kriegte, die allerdings so groß waren, dass man sie fast nicht schaffen konnte. Zum Glück nicht auf Schiefer serviert. Das war in den 70ern.

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