Was macht man, wenn die Klinge vom Bleistiftspitzer stumpf ist? Natürlich schärfen.
Zunächst schmiede ich die Klinge nach. Über dem Gasherd erhitze ich die Klinge, und dann wird sie mit dem Hammer nachgeschmiedet.
Danach die Klinge im Ölbad auskühlen und zum Anlassen bei 200 Grad in den Ofen. Auf verschiedenen Schleifsteinen Belgischer Brocken, Fränkischer Schleifstein mit Nagura u.v.m. Alternativ zeige ich auch noch das Schleifen der Klinge auf meiner Tormek Schleifmaschine mit dem Japanischen Abziehstein.
Eine Antwort
Lieber Alexander! Dein Buch-Tipp zum „Bleistift“ bereitet mir besondere Freude, weil er mich ganz speziell an meinen Lehrer in Typographie erinnert (ich besuchte die fünfjährige „Graphische“ in Wien) namens Johannes Kunz. Kunz war in der Tat ein Meister in der Kunst des Schriftschreibens – so schrieb er als Wiener damals etwa die Urkunden für das holländische Königshaus -, und schärfte seine Bleistifte, wie Du dies vorführst – er jedoch mit seinem extra scharfen Taschenmesser, mit dem er auch in den Unterrichtspausen stets seine saure Essiggurke in Stücke teilte, und sie geschickt, mit der Messerspitze aufgespießt, in seinem Mund jeweils verschwinden ließ. Wahrscheinlich war Kunz einer der letzten Vertreter der „Wiener Typographie“, die es damals, als Parallelentwicklung zu Art & Crafts in England, auch bei uns in Wien gab – berühmt geworden etwa auch die Kinderklasse des Franz Cizek, der als Lehrer an der damaligen „Kunstgewerbeschule“ (Kokoschka war Schüler dort), die an das „K. u. K. Museum für Kunst & Industrie angeschlossen war, mit den Kleinkindern zeichnete – so war auch die Tochter von Gustav Mahler namens Anni – eine spätere Bildhauerin – ebenso dort eingeschrieben. – In Wien machte damals die erste Ausstellung von Giovanni Segantini Furore, auch die erste Ausstellung mit Werken von Van Gogh – was nicht Wunder nimmt, daß daraufhin die „Secessionisten“ vom Wiener Künstlerhaus austraten, und einen eigenen Verein, die „Secession“, gründeten, und sich vom Darmstädter Joseph Olbrich ein eigenes Ausstellungsgebäude errichten ließen. Aber das ist eine andere Geschichte. – Wenn Du googelst unter Koh-i-Noor/Hardtmuth wirst Du finden: „1790 gründete der Österreicher Joseph Hardtmuth eine Bleistiftfabrik in Wien, nachdem es ihm gelungen war, aus Ton und Graphitpulver künstliche Bleistiftminen herzustellen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten Bleistiftminen aus wesentlich teureren, ganzen Graphitstücken geschnitten werden, die aus England importiert wurden. Die Erfindung von Hardtmuth war für Österreich von großer Bedeutung, da es das Land von der Einfuhr englischen Graphits unabhängig machte. usw., usw.,“ –
Du siehst, lieber Broy, daß ich als Wiener nun auch „meinen Kren“ sprich Meerrettich dazugeben musste, denn der Bleistift ist in Wien neben der Kaffee-Melange das, was dem Münchener sein Bier ist.
Was Du nun neben Deinen Bleistiften, Farbtuben, Radiergummis, Pinseln, Beiteln, Schneidemessern, Kirschbrettern, Farbwalzen und Lithosteinen noch für andere Schnadahüpferln in Deinen Laden im Broy-Stüberl versteckt hältst, wirst Du uns eines Tages noch gesondert verraten müssen. Wenn sich außer Terpentin und Mastix noch eine Gin-, oder Whisky-, oder gar Rum-Flasche finden sollte, brauchst Du jene gar nicht umetikettieren, um Deiner Ehr‘ nicht zu schaden – sagte uns schon der Wiener Dichter Josef Weinheber in „Wien wörtlich“ ua: „… A Flascherl Gumpolds, nicht zu kalt, und zwa, drei Glaserln Wermuth halt. Dann lahn i mi z’ruck, und schau in d’Höh‘, bevor i auf mein Schwarz’n geh.“ –
In diesem Sinne sei’s Du uns als „Bleistift-Spitza“ herzlich gegrüsst, und nicht nur das: In Wien herzlich willkommen! Dein Helmut