Terrassenmöbel aus Holz-Paletten herzustellen ist ja inzwischen so hipp, wie Rauschebärte, vegane-Fleischpfanzerl und hochgekrempelte Wursthosen. Jedes zweite Hipster-Cold-Drip-Café mit fair gehandeltem W-LAN stellt plumpe, sägeraue Palettenmöbel aufs Trottoir und signalisiert damit, dass es so sehr um Recyling bemüht ist, wie Politiker bei Doktorarbeiten.Auch ich habe mir immer wieder Gedanken darüber gemacht, wie ich für meine diversen Schreinerarbeiten zu ausgedienten Paletten komme. Holz ist teuer und Pressspan kann ich nicht leiden, ich arbeite ausschliesslich mit Massivholz. Die grösste Hürde bei der Akquisition von Paletten ist der Transport. Das schöne an einer eigenen Baustelle ist, dass man sie quasi freihaus geliefert bekommt. Ziegel, Dämmmaterialien, Trockenbauplatten, eigentlich alles auf dem Bau wird auf Paletten angeliefert und ich habe sie fleissig wie ein Eichhörnchen immer gleich eingesammelt und in mein Atelier geschleppt, bevor auch nur jemand anderes auf die Idee kommen könnte, dass er sie noch für etwas brauchen könnte.
Da ich ja weder am Prenzlauer Berg noch im Glockenbachviertel eine Gastronomie betreibe, ist mein Bedarf an Hipster-Mobiliar eigentlich eher gering, aber eine Gruppe von mir sehr geschätzten Gästen, sollte doch in den Genuss meiner handwerklichen Fähigkeiten kommen. Der Herbst ist da, der Winter kommt unweigerlich und mein Jüngster und ich wollten den Vögeln in unserem Garten ein hippes Restaurant zur Verfügung stellen. Zunächst wurden die Paletten zerlegt, die Nägel entfernt und die kleinen Brettchen zu winzigen Balken gesägt, denn uns schwebte ein Vogelhaus im Stil einer austro-bavarischen Almhütte in Blockhausbauweise vor. Eingelassen und imprägniert wurde das Hütterl mit Bio-Leinöl versetzt mit ein paar – natürlich auch ungiftigen Farbpigmenten – Wir hatten auch noch einen grossen Ast von eine Eiche, den wir als Standfuß für das Haus eingruben und fertig war unser recyceltes Vogelhaus.
Mit ganz unbescheidenem Stolz erfüllte uns, dass noch am selben Tag @the department of woodworking unser Projekt auf Instagram repostete und wir innerhalb eines Tages über 250 Likes von Woodworkern auf der ganzen Welt bekamen. Rezensionen unserer Gäste auf den üblichen Gastro-Bewertungsportalen haben wir zwar noch keine, aber wir sind sehr zuversichtlich, dass über uns heftig getwittert wird, denn welches Vogelhaus serviert seine Körner sonst noch auf echtem Rosenthal-Geschirr.
Wer Lust auf ein Video aus dem Vogelhaus hat, wird hier fündig
Eine Antwort
Also – man muss nicht hipsterlich sein, damit einem das gefällt. Dieses Fly-In sollte sich in Zwitscherkreisen schnell rumsprechen. Sollte dann noch das Futter auf biologischem Anbau basieren, kann gar nichs mehr schiefgehen. Fragt sich nur, was mit der restlichen Palette passiert. Vielleicht ein Pfeifenregal? Staffelei mit Pinsel- und Pfeifehalter? Pallettamper? Weer hat noch Ideen für Alexander, bitte hier melden.