Kann man, wenn man sich auch nur ein klitzekleines Bisserl um seine Leser schert, überhaupt über eine Holzlieferung bloggen? Vermutlich nicht, auch wenn sie einen noch so freut und begeistert. Die Freude an ein paar Brettern toter Bäume, teilt vermutlich nur jeder vierhundertste Leser und so viele habe ich ja noch gar nicht. Trotzdem möchte ich sie nicht ganz unerwähnt lassen und sie mit ein paar Eindrücken und Arbeiten von meiner Winterreise garnieren. Der Inhaltliche Zusammenhang besteht in sofern, dass die Ansicht der beiden Almhütten vor meinem geliebten Langkofel schon bald in eine der neuen Druckplatten aus amerikanischer Kirsche geschnitten werden wird. Die aller gerissensten meiner Leser werden spätestens jetzt erraten haben, dass ich auch dieses Jahr wieder in den Dolomiten war, genauer auf der Seiseralm. Und auch dieses Jahr bin ich mit Schlitten und Schladminger durch den Schnee gestapft, habe gezeichnet, fotografiert und Weißbier getrunken.
Die Skizze zu dieser Zeichnung der großen und der kleinen Almhütte entstand auf einer Wanderung von Saltria zur Sanon. Die Skizze war nicht so berauschend, deshalb zeige ich Ihnen lieber die (seitenverkehrte) Studie für den Holzschnitt und oben eine Skizze, die mir ein paar Stunden später – dank von der Sonne aufgetauten Fingern oder dank des Franziskaners – viel leichter von der Hand ging. Wie man an meinen Farbkästchen ablesen kann, plane ich eine Druck mit sechs Farben also sechs Druckstöcken. Blau für Himmel und Schneeschatten, zwei Brauntöne fürs Holz, ein dunkles und ein helles Grau, sowie ein dunkler Grünton für die Wälder im Hintergrund.
In meinem Letzten Blogpost berichtete ich ja von meinem Kampf mit minderwertigen Hölzern und meiner Suche nach vernünftigem Material. Ich bin tatsächlich fündig geworden. Ein Holzhandel in Mülheim an der Ruhr war tatsächlich in der Lage mir amerikanische Kirsche als Dreischichtplatte zu besorgen. Die Kosten für eine solche Platte, entsprechen in etwa dem Vierfachen, was ich bisher für Holz ausgegeben habe, allerdings ist es auch von einer Qualität, die nur noch von japanischen Hölzern übertroffen wird. Als ich die Luftpolsterfolie weggeschnitten habe, sah ich, dass mir die Firma Vogt sogar eine kleine geschreinerte Holzkiste als Verpackung spendiert hatte, überdies auch noch mit Torxschrauben verschraubt. Ich war begeistert, ich fühlte mich das erste Mal als Kunde wirklich ernst genommen. Wieviel mildes bis verächtliches Lächeln hatte ich auf meiner Holzsuche schon wegstecken müssen. Sagt man einem Schreiner, einem Sägewerksmitarbeiter, einem Baumarktzuschneider oder einem Holzhändler man sei Künstler und suche Holz um Holzschnitte anzufertigen … glauben Sie mir, man kann sich kaum blöder vorkommen.
Die Mülheimer verschickten mit unglaublicher Sorgfalt und der gebotenen Rücksicht auf das kostbare Gut. Sie hatten verstanden, dass ich keine hübsche Maserung will, sondern Wert auf formstabile, astreine, ebene, eben erstklassige Bretter lege, die ohne abgestossene Kanten und Ecken bei mir ankommen. Jetzt schreibe ich doch noch seitenweise über meine Holzlieferung, aber der Leser möge es mir verzeihen, Holz ist für mich eben ein ganz besonderer Werkstoff und bei so etwas komme ich eben ins Schwärmen.
2 Antworten
What a different an „h“ makes…
Mühlheim liegt am Main – Mülheim an der Ruhr. Muss man als Münchner nicht wissen. Beide Orte haben in etwa so viel gemeinsam wie Freimann und Freiham, Garching und Grafing, Buch am Buchrain und Buch am Erlbach. 🙂
Klugscheißer-Kommentare, wie man sie liebt.
Danke lieber Lutz,
ich bin ja schon froh, dass ich nicht Mü(h)ldorf am Inn geschrieben habe, denn daher kommt mein Lieblingsweißbier.
Ich korrigiere meinen Lapsus jetzt im Text, lasse sie aber für die historisch-kritische Exegese den Kommentarfaden stehen 🙂