schwarze Fusselsocken

weisse sockenNach meiner morgendlichen Sporteinheit im Schwimmbecken des Nürnberger Postsportvereins, sah ich heute den Bademeister mit einem Schrubber in der Dusche wischen und sprach irgendetwas freundlich, geistloses wie: „jetzt ist’s wieder schön sauber“ oder so. Der Mitarbeiter antwortete fröhlich – der Franke arbeitet nämlich sehr gern und das anscheinend auch schon so früh: „Das kommt von den schwarzen Socken im Winter.“ Bei ihm hörte sich das in fränkischer Mundart eher so an. „kummt vo‘ de schwazz’n Sogg’n im Winder“

Ich weiss jetzt nicht, ob mein Hirn wegen langanhaltender Sauerstoff-Unterversorgung durch miserablen Kraulstil oder einfach nur, weil es noch viel zu früh zum Denken war, nicht sofort schaltete, ich verstand jedenfalls den Zusammenhang nicht sofort und so beschäftigte mich das Schwarze-Socken-Winter-Problem noch während des gesamten Duschenvorgangs und im Grunde auch jetzt noch. Wer duscht denn bitte – Winter hin oder her – mit schwarzen Socken?

Als mein Hirn langsam wieder mit Sauerstoff versorgt wurde und ich der Chlorathmosphäre entkommen war, hatte sich eine Erklärung in meinem Kopf geformt. Vermutlich muss der Bademeister im Winter öfter durch die Duschen wischen, weil die Menschen im Winter schwarze Socken tragen und deshalb schwarze Fussel zwischen ihren Zehen in die Duschen einschleppen.
Ich bin zwar kein Modeblogger, aber schwarze Socken?
Zum einen, meine Herren, „Socken“ gehen gar nicht. Ich hoffe er hat sich versprochen und meinte Strümpfe. Auch mit imposanten Bergsteiger- und Radlfahrer-Wadeln möchte wirklich niemand haarige, nackte Männerbeine unter den Hosen herausblitzen sehen. Und was bitte trägt denn der Schwimmgast dann im Sommer? Weisse Socken? deren Fussel in den Duschen nicht so sehr auffallen? Und was ist wenn die Fliesen schwarz sind?

Wenn man seine Strümpfe nicht gerade bei Aldi oder C&A kauft, fusseln diese auch nicht. Das ekelerrede Bild meiner schwitzigen Füsse nach dem Joggen, in deren Zwischenräume Fussel eine Party gaben, hat sich von meinem einmaligen heroischen Sportsocken-Selbstversuch ins Hirn gebrannt. Sie kennen diese Socken die fabrikseitig mit L und R gekennzeichnet sind? Wo einem der Hersteller suggeriern möchte, er habe die Strümpflinge asymetrisch für jeden Fuß einzeln geformt, damit der Kunde den Marathon vier Zehntel schneller laufen kann. Vielleicht ist es aber auch nur die Rache der pakistanischen Näh-Sklavin, die heimlich diese Buchstaben hineinstickt, um ihren Peinigern im reichen Westen zu zeigen was Unfreiheit bedeutet, indem sie ihn daran hindert die Socken über jeden beliebigen Fuß stülpen zu können. Jedenfalls diese Polyester-Fetzen mit den verdickten super-saugstarken Frotteestellen und den verstärkten Torsionsfeldern, die ich einmal in geistiger Umnachtung erworben und auch genau einmal zum Dauerlauf benutzt habe, die haben sowohl geschweisselt als auch gefusselt.

Liebe Schwimmer, meine Herren, überhaupt Menschen deren Handschuhe nicht mehr miteinander durch die Ärmel verbunden sind: Tragt keine schwarzen Sportsocken, die mit (L)inks und (R)echts gekennzeichnet sind und erspart dem Bademeister, den extra Arbeitsgang und mir das Kopf-Kino mit schwarzen Schwitzefusseln als Hauptdarstellern.

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3 Antworten

  1. Herr Broy,

    was für ein grässliches, unästethisches Thema. Fällt Ihnen denn in der staden Zeit nicht etwas Schönes, Heimeliges, etwas Wohliges ein? Was der Seele gut tut? Und das Sie tatsächlich ein öffentliches Schwimmbad benutzen (womöglich auch noch ein wöchentliches Wannenbad, der Herr?) treibt mir die Fremdschamesröte ins Gesicht. Einzig, daß es auch für Sie keine „Socken“ – ich mag`s gar nicht hinschreiben- gibt, hält mich von einer kräftigeren Verlautbarung zurück. Aber nein, um ein deutliches „Pfui“ komme nicht herum.
    Es bleibt – wie bereits vergangenen Freitag bemerkt – eine kulturelle Entstädterung bei Ihnen bemerkbar, die zweifelsohne mittelfränkische Quellen hat. Vermutlich nehmen Sie auch bald am Bardentreffen, in entsprechender Gewandung, teil oder an ähnlichen Kuriositäten.

    Wieso schildern Sie Ihren ansonsten zugeneigten Lesern nicht einen spätnachmittäglichen Schlendergang über den hochgerühmten Nürnberger Christkindlesmarkt und dokumentieren diesen durch professionelle Fotos?

    Mißmutig, Ihr Bodo F. aus München

    1. Werter Herr F.,
      nun seien Sie mal nicht so empfindlich. Das wahre Leben tobt nun mal in öffentlichen Schwimmbädern. Allein im Duschabfluss kann der geneigte Biologe hunderter höchst agiler verschiedener Spezies ausmachen.
      Wir könnten uns bei einem Eiweiß-Bier darüber gerne verständigen.

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