Wenn dein Malerfreund um neun Uhr in der früh angeradelt kommt und „Biergarten“ vorschlägt, dann gerät man kurz ins Nachdenken.
„Hat der schon auf? Soll wir nicht doch erst etwas arbeiten?“, antwortete ich zögernd und kam mir dabei entsetzlich preussisch-protestantisch vor. „Naaa!“ erwiderte der Freund, „ob wir ihn malen, meinte ich …“
Ich war sogleich begeistert, „Liebermann statt Biedermann“ und wir radelten los. Er hatte natürlich noch nicht geöffnet aber wir hatten ja – da wir uns auf wildes oberbayrisches Outback eingestellt hatten – ein Bier zur Überbrückung dabei.
Drei stattliche Kastanien, ein paar Bierbänke und die sonnige Wiese und Hecke dahinter. Mehr braucht es eigentlich nicht. Noch war kein Mensch da und das war auch besser so. Im späteren Verlauf des Vormittages zeigte sich nämlich mal wieder, dass keine pittoresk, urigen Bierdimpfel im Trachtenanzug zum Trinken und Karteln kamen, sondern nur Rentner in Plastikklamotten, entweder mit Helm oder Skistöcken. Sah beides furchtbar aus und ich bin froh, dass Max Liebermann das nicht mehr erleben musste.
Günter malte in Öl und ich war mit dem Vorsatz gekommen farbige Skizzen mit Wachsmalkreiden für einen Holzschnitt zu erstellen. Das heisst ich wollte nur so viele Farben verwenden, wie ich dann auch später gewillt war, in Druckplatten umzusetzen. Während der Maler forsch und fröhlich mischt und kleckst, übt sich der Druckgrafiker in farblicher Zurückhaltung.
Nach ein paar Belohnungsweißbieren und einem Teller „Carpaccio von der Lyoner“, wie der schnöselige Münchner den Wurstsalat nennt, ging es dann von Schöngeising wieder ins Atelier, um die Szene in Holz zu schneiden, aber das ist eine andere Geschichte und wird hier bald erzählt werden …
2 Antworten
Hach… da ist er wieder, der Flaneur und Schwadroneur mit seinem Maleur…
Malerei reimt sich einfach nicht).
Fehlt eigentlich nur noch der nachgewiesene „VHS-Kurs „Aquarellmalen für Blogger“ und „Holzschnitt-Bloggen im Web 2.0“ und ich werde Stammleser.