Ich habe den Hauptgewinn in einem Preisausschreiben gewonnen! Keine blöde Traumreise auf irgendeinem Kreuzfahrtschiff auf dem es zugeht wia am Stachus, auch keinen angeberischen Sportwagen oder was man sonst so bei einem Preisausschreiben bekommt, nein. Ich habe einen Butler gewonnen. Meine Manschettenköpfe muss ich zwar immer noch selber an die Hemden hinfummeln und auch das Bügeln derselben (also der Hemden) wird mir in Zukunft nicht abgenommen werden. Schuheputzen habe ich zum Kult erhoben, das würde ich mir von einem Butler ohnehin nicht nehmen lassen, aber Schallplatten! Die zu putzen macht mir keinen Spass. Vielleicht liegt das daran, dass ich keine vollautomatische Vinyl-Waschstrasse meine eigen nennen kann, wie mein Freund Michael.
Aber jetzt will ich es mal nicht länger unnötig spannend machen. Mein Hauptgewinn – über den ich mich schon deshalb so freue, weil er mein erster und bisher einziger Gewinn ist – ist ein Record Butler. Der von mir hier schon öfters erwähnte und empfohlene Blog für Vinyl-Enthusiasten hat ein paar dieser kleinen mit Anti-Statikfusseln beklebten Pappendeckel verlost und ich habe einen gewonnen. Prompt bekam ich ihn zugeschickt und als ich dann meine Freude mit Ihnen, der geneigten Leserschaft, teilen wollte, habe ich ihn sofort ausprobiert. Das wird jetzt hier beileibe kein fundierter Langzeittest eines Entfussel-Plattengreifers, sondern nur ein kleiner „Ich-teile-meine-Freude-Blogpost“. Ich stand also mit Smartphone und dem Record-Butler vor meinem neuen Kallax und sinnierte, welche Platte, erstens Fussel und andere Verunreinigungen aufweist, und noch dazu irgendwie vorzeigbar ist. Dass man mit einem Touchscreen-Auslöser in der linken Hand nur sehr umständlich Fotos schiessen kann, wenn man in der Rechten eine Vinylplatte mit einer Klapp-Pappe hält und sich zu allem Überfluss am Tag vorher beim Schnitzen mit dem Beil, die Daumenkuppe kupiert hat, sei nur nebenbei erwähnt.
Meine Wahl viel auf eine Künstlerin, die ich Ihnen schon lange einmal vorstellen wollte. Die Amerikanerin Patricia Barber, eine wirklich exzellente Jazzpianistin und Sängerin. Sie ist eine der Künstlerinnen, die nicht nur mit ihrer Musik Aufsehen erregen, sondern auch mit ihrer immer umwerfenden Audio-Qualität. Mindestens zwei Ihrer Platten gelten als Maßstab und Benchmark für Audiophile. Die Vinylversion der „Café Blue“ und die Audio Blu-ray „Modern Cool“ Beide Aufnahmen lassen dem Musikfan Augen und Ohren übergehen, wenn er den Tonumfang, die Abbildungsschärfe und Klarheit aus seinen Boxen vernimmt.
Naheliegend ist – denke ich – dass ich den Record-Butler mit „Café-Blue“ ausprobiert habe, obwohl „Modern Cool“ mir das liebere Album ist. Die Platte lässt sich gut aus der Hülle nehmen (auch mit einer Hand) Meine Fett-, Dreck- und Säure-Pfoten bleiben der schwarzen Scheibe diesmal erspart. Ich lege sie sicher auf den Teller und lasse die Flies-Seite des Butlers noch ein wenig über die Platte wischen, während mein alter Dual 1019 hörbar an die Grenzen seiner Motorleistung gerät und Frau Barber etwas „eierig“ herüber kommt. Mein Hörtipp auf diesem Doppelalbum ist „The Thrill is gone“, das hört sich jetzt weitgehend fusselfrei und nur ein klein Bisschen am Lagerfeuer aufgenommen an. Test bestanden. Der Butler bleibt und Frau Barber auch.
Sie ist um einiges freier und auch schräger, als die doch eher Main-Streamige aber von mir auch sehr verehrte Diana Krall. Sie sei dem echten Jazz-Fan ans Herz gelegt, der es eben auch etwas schräger, zwölftoniger und freeer mag. Sie ist bis auf ein paar wenige Ausnahmen nicht sehr gefällig, hat es aber doch mit fast allen ihren Alben in den Billboards in die Top-10 gebracht (also bei Jazz-Alben). Sie ist sicher kein Geheimtipp wie vielleicht mein neuer Butler, aber doch sicher nicht jedem bekannt.
Hören Sie selbst und wenn Sie nicht wie ich das unverschämte Glück eines Hauptgewinns hatten, kaufen Sie sich zu der Barber-Platte den Record-Butler für 2,90 Euro dazu … Ich wette er wird das billigste Stück in Ihrer Audio-Kette sein.