Eigentlich bin ich ja überhaupt kein Freund der „Drive in“ Kultur. Das Automobil ist der natürliche Feind des Flaneurs. Mit der isolierte Bewegung der Menschen in Biedermann-Käfigen war das Sterben der Innenstädte und des analogen Flirtens besiegelt. Sich Nahrungsmittel zu besorgen, ohne den fetten Hintern aus dem Blechstinker zu bewegen, kannte ich bisher nur in Verbindung mit den Restaurants mit dem gelben „M“, einem weiteren Sargnagel der Kultur.
Aber in Verbindung mit der Breze, die ich persönlich für eine der letzten Bastionen lokaler Esskultur halte, finde ich das Konzept doch irgendwie charmant. Da mir das Spazierengehen mit mehreren Zentnern Zement und Holzpaneelen für die Renovierung des neue Ateliers ohnehin wenig reizvoll erschien, war ich inkonsequenter Heuchler doch froh, mir das Auto meiner Liebsten leihen zu dürfen.
In Nürnberg, da wo die Würste winzig und gegrillt und die Brezen mit feinem Salz überzogen sind, ist auch die Heimat des Traditionsbäckers Kolb, der hier – inzwischen in der dritten Generation seit fast sechzig Jahren – Brezen backt. Wenn ich schreibe „backt“ meine ich auch „backen“ nicht das „aufbacken“ von in Polen oder China vorproduzierten Backlingen. Seit letztem Jahr hat Kolb in Nürnberg Mögeldorf eine neue Backstube eröffnet und man kann hier schon fast von einer Brezen-Erlebniswelt sprechen.
Vom Café aus kann man in die hoch moderen fast schon automatisiert wirkende Backstube blicken und Brezen mit fast allem verzehren, mit Schnittlauch, Käse, Schinken, sogar mit groben „oberbayrischem“ Salz. (siehe Abbildung unten)
Die wahre Sensation ist jedoch der oben schon beschriebene Drive-in-Brezen-Schalter, an dem der fränkische Automobilist morgens schon ab drei Uhr, sein Grundnahrungsmittel erwerben kann. Nichts für den Flaneur, aber dem bleiben erstens noch die vielen kleinen Innenstadt Kioske von Brezen Kolb und zweitens will der ohnehin nicht über die hässliche, vielbefahrene Ostendstraße schlendern.
Und da stellt sie sich wieder: die Frage nach der Henne und dem Ei. Was war zuerst da die hässlichen Strassen, oder die Drive-ins?