Ich lebe ja nun schon seit einigen Monaten in der Hauptstadt der Lebkuchen (und natürlich auch der Bratwürste und: Nein! 3 im Weggla sind keine Bratwürst’l im Lebkuchen)
Höchste Zeit also, sich nicht nur durch das gesamte Sortiment der Lebkuchenstadt Nürnberg nach dem besten Lebzelter zu fressen, sondern sich auch einmal mit der Kulturgeschichte des Lebkuchens zu beschäftigen. Gerade recht kam mir da die Neuerscheinung des Werkes „Das Lebkuchenbuch“ von Hans Hipp, erschienen im Insel-Verlag. Das Bücherl ist wunderbar hübsch, „hart“ gebunden und ca. 150 Seiten stark, geschrieben von Hans Hipp, Lebzelter aus Pfaffenhofen. Ja! Das fragt sich vermutlich bei diesem Namen und Herkunftsort ein jeder: Der Autor ist mit Claus Hipp und der Babynahrung verwandt. Ich glaube er ist ein Cousin, aber vorsicht: Halbwissen. Die Wikipedia führt unter dem Namen Hans Hipp lediglich einen Fussballtrainer. (Das sollte der Verlag dringend mal in Angriff nehmen)
Was ich bei der Lektüre dieses Bücherls, welches ich mit Lebkuchen, Earl-Grey-Tee und Pfeife andächtig verschlungen habe, gelernt habe ist enorm. Ich hatte ja zuerst befürchtet, es sei ein Rezeptbuch, die gibt es am Ende des Buches zwar auch, aber in erster Linie ist es ein geschichtlich-kulturelles Werk. Hipp beschreibt zunächst die Geschichte der eigenen Lebzelterei, die seit vielen Generationen in Familienbesitz ist, widmet ein kleines, erfreulich kurzes Kapitel der Babynahrung und kommt dann zur Sache.
Wussten Sie lieber Leser, dass schon die alten Ägypter Lebkuchen gegessen haben? Dass hingegen die Nürnberger Elisenlebkuchen eine recht moderne, gerade mal 200 Jahre alte Erfindung sind? Dass es einen Nürnberger Lebkuchenkrieg zwischen den Konditoren und den Lebzeltern gab? Dass die Lebkuchen, die in Formen (Modeln) gepresst eine Art Druckgrafik waren, durch die Kaiser ihr Konterfei verbreiten konnten, Hochzeiten angekündigt wurden und vieles mehr? Dass man den Kindern zum Schulanfang einen grossen Alphabet-Lebkuchen geschenkt hat, durch den sie sich dann Buchstabe für Buchstabe durchgemampft haben, bis sie es dann endlich „gefressen hatten“?
Das Lebkuchenbuch von Hans Hipp ist ein wahres Füllhorn an Ankedoten, Wissenswertem und Geschichte(rln).
Ich empfehle zur Lektüre dieses Werkes ein paar Nürnberger Lebkuchen natur oder mit Schokoladenüberzug der Bäckerei Düll, die meines Erachtens, sogar die der Diakonie Neuendettelsau schlagen (Ein Geheimtipp hier im protestantischen Franken). Dazu einen Kaffee oder Tee (keinesfalls Glühwein) im heimeligen Schein des Adventskranzes.
Leider kenne ich die Lebkuchen des Café-Hipp noch nicht, werde aber bei meiner nächsten Fahrt nach München schnell aus dem Zug springen und sie probieren. Versprochen, Herr Hipp.
Einen kleinen Kritikpunkt möchte ich aber doch noch anbringen und Herrn Hipp für die zweite Auflage ans (Lebkuchen)-Herz legen. In Beschreibung der regionalen Lebkuchenspezialitäten und der berühmten Lebkuchen-Orte fehlt Bad Aussee, das ist schade aber bestimmt nur ein Versehen.
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