Eigentlich kann ich nicht so wirklich nachvollziehen, wie ich zu dieser Platte kam, die ich Ihnen heute vorstellen möchte. Es war wohl so eine Mischung aus „German Schnäppchenmentalität“ und der beständigen Suche nach dem Schönen. Der Onlinehändler mit den verabscheuungswürdigen Arbeitsbedingungen, den wir Gut- und noch Bessermenschen natürlich boykottieren und deshalb nur im lokalen Einzelhandel kaufen, hatte mal wieder so ein „Kauf 3 für 1 Angebot“. Da es in unserem vers*** Provinznest keinen Einzelhandel gibt, stöberte ich mal wieder durch das Online-Angebot an Vinyl-Tonträgern.
Zwei Schallplatten waren schnell ausgesucht, aber die Dritte wollte noch gefunden werden. Ja, ich habe schon kapiert, dass das alles Nepp und (Selbst)betrug ist und ich ein bemitleidenswertes Opfer der kapitalistischen Konsumgesellschaft bin.
Frauen – so sagt man – kaufen ihr Auto wegen der Farbe, andere kaufen Frauen wegen ihres Aussehens, ich kaufe Platten wegen ihres Covers. (Die andere Platte, deren Cover ich hier zeige, habe ich übrigens nicht gekauft, ich fand sie auf dem Flohmarkt und sie dient nur der Belustigung und der Freunde an der Frivolität.)
Klaus Voormann – A Sideman’s Journey, auf dem Cover schwarz-weiss Zeichnung mit einer mit der Schere geschnittenen Fotocollage, ein Schrift-Font, der vermutlich noch aus Letraset-Buchstaben gerubbelt wurde, sprach mich sofort an, ich weiß selbst nicht warum. Irgendwie war das so oldschool, wie überhaupt Tatsache, dass man sich noch im Jahre 2015 Vinyl-Tonträger kauft.
Als die Platte sich dann auf meinem alten Dual 1019 drehte, begann ich ein wenig zu recherchieren. Klaus Voormann ist ein deutscher Grafiker und Bassist, der schon mit den Beatles, Manfred Mann, Lou Reed, B.B. King und vielen mehr als Sideman zusammengespielt hat. Jetzt zu seinem 70. Geburtstag wurde ihm von seinen Freunden eine eigene Platte gewidmet. Paul Mccartney, Yusuf Islam, Don Preston u.a. spielten mit ihm eine Platte ein. „To honor a sideman ist a tribute to all sidemen“ schreibt seine Frau Christina auf der Innenseite. Das klingt schön, eine Ehrung für die, die nicht im hellsten Rampenlicht stehen, aber doch so wichtig für das Werk sind. Voormann hat als Grafiker einigen sehr berühmten Platten mit Covern seinen Stempel aufgedrückt, so zum Beispiel dem Beatles Album „Revolver“. Auf seiner Homepage findet man viele seiner wirklich tollen Cover-Designs. Klaus Voormann lebt, laut Wikipedia, mit seiner Familie am Starnberger See.
Die Platte selbst ist auch musikalisch ein Gewinn. Einige echte Klassiker wie „Blue Suede Shoes“, „You’re Sixteen“ und „Short People“ z.B. sind in wirklich hörenswerten Versionen vertreten. Jetzt keine absolute Sternstunde der Musikgeschichte, aber ein wirklich schönes Rock ’n’ Roll Album in hervorragender Klangqualität. Leider liegt der Vinyl kein Download-Code bei, das finde ich sehr schade …
Ein schönes Tribute auch für die Grafiker und auch für die Vinyl-Platte selbst, die Cover-Art ganz anders transportiert, als ein iTunes-Thumbnail oder eine CD.