Ganz oft ist das Durchstöbern und Durchsurfen von YouTube eine große Inspirationsquelle für mich. Letztens stieß ich – und wie so oft kann ich überhaupt nicht mehr nachvollziehen wie – auf eine Neuaufnahme des Jazz-Standards „It’s A Good Day“, welchen die meisten, so wie ich wohl auch, nur in der echt bräsigen Version von Peggy Lee and the David Barbour Quartett kennen. Was mir allerdings aus dieser etwas amateurhaft aufgenommen Live-Version entgegensprang, war ein niedlicher, französischer Wuschelkopf, der mir einen wirklich „guten Tag“ schenkte. Die charmante und fröhliche Sängerin Cyrille Aimée und ihre junge Band schlugen mich sofort in ihren Bann. Besonders hervorzuheben ist der sensationelle Gitarrist Adrien Moignard, der mit seiner Gypsy-Gitarre den guten alten Django Reinhardt schwindlig spielen würde. (Minute 2:00 – 3:00).
Ich habe dann ein wenig nachgelesen und festgestellt, dass die junge Dame, die 1984 in Frankreich geboren wurde, beileibe kein echter Geheimtipp mehr ist, gewann sie doch schon einige hochrangige Preise, zum Beispiel den des Montreaux Jazz Festivals. Wie man der Biographie auf ihrer Website entnehmen kann, ist sie die Tochter eines französischen Vaters und einer dominikanischen Mutter, wuchs in Frankreich auf und lebt jetzt in Brooklyn, New York. Ihr starker Hang zur Gypsy-Kultur wirkt sich wohl nicht nur in der Liebe zur Zigeuner-Musik, sondern auch in einem freiheitsliebenden, wilden Lebensgefühl aus. So schmiss sie im Finale einer Casting-Show hin, weil sie nicht singen wollte, was die Produzenten ihr vorsetzten. Zur Zeit tourt sie mit ihrer Band durch Europa und ich habe sie nur haarscharf in München verpasst, was mich sehr geärgert hat.
Die beiden letzten Alben, IT’S A GOOD DAY und LET’S GET LOST, die bei mackavenue erschienen sind, habe ich mir sofort auf CD besorgt und bin absolut begeistert. Es sind schöne Jazz-Alben in einer Mischung aus alt bekannten Standards, die neu und vor allem sehr frisch aufgenommen wurden und ein paar Eigenkompositionen, die sich durchaus hören lassen. Cyrille singt mit einer mädchenhaften aber absolut perfekt ausgebildeten Stimme, die vor allem wenn Aimée improvisiert, ein wirkliches Instrument ist. Sie singt zum größten Teil in englischer Sprache, es sind aber auch einige Songs in Französisch und Spanisch dabei.
Als Warnung für alle 12-Ton Musik, Free Jazz und Mangelsdorff-Fans möchte ich noch sagen, es ist leichte Muse, nichts intellektuell Forderndes. Diese Musik besticht durch das fröhlich, freche Mädchen mit der niedlichen Stimme und die junge, sehr virtuose Gypsy-Band. Genau das, was ich brauche, um einen „Good Day“ zu haben.
Zuletzt möchte ich noch ein Video von dem von mir vorhin schon genannten Gitarristen Adrien Moignard verlinken. (mit Gonzalo Bergara (links im Bild))
2 Antworten
Servus Alexander,
ja, erstaunlich, was man alles so entdecken kann. Natürlich ist die Teilnahme am aktiven Musikgeschehen aus der Diaspora heraus immer etwas mühseliger und oftmals häufiger dem Zufall überlassen. Da tun wir Großstandrand-Bewohner uns leichter und müssen nicht YouTube bemühen. Dennoch – ich kannte die junge Dame nicht und was ich so höre, gefällt mir ausgenommen gut. Alles sehr unangestrengt und mit viel Singelsangel- und Spiellaune dargebracht. Radle gleich zum Shirokko auf der Lederer und werde mir die zwei Alben kaufen. Gut, daß Du stöberst.
Anders als in den Wikingerlanden: München wolkenlos!
Liebe Grüße, Bodo
So, jetzt haben die Franzosen, mit Leistung und Glück, unsere jungen Handballer, die ebenfalls mit Leistung und nur wenig weniger Glück um`s Olympiagold gerungen haben, gesiegt. Aber unser Team nicht besiegt, soviel Klarstellung muß sein. Die schöne Cyrielle Aimée macht`s erträglich, ja fast schon wieder vergessen.