Wenn man in einer Stadt wie Nürnberg lebt, kommt man nicht umhin, seinen Besuchern ein touristisches Programm zu bieten. Dazu gehören die Nürnberger Bratwürste beim Herrn Behringer im Bratwursthäusl, das Dürerhaus und natürlich die Burg. Jetzt bin ich noch kein halbes Jahr hier und habe schon das Gefühl, mehr dort droben auf dem Sandstein zu leben, als hier unten an der Pegnitz, aber das ist vermutlich mal wieder übertrieben „gefühlt“. Die Burg ist schön, keine Frage und ein spannendes Motiv allemal. Am meisten hat es mir dabei das kleine Brunnenhäuserl angetan, das ist so mitten drin, doch unscheinbar und hat eine spannende Fachwerkstruktur. Bei einem Besuch, bei echt miesem Wetter und gar keiner Fernsicht, habe ich auf die Tiefe-Brunnen-Vorstellung verzichtet, die Gäste allein gelassen und habe schnell eine Skizze und ein paar Fotos mit dem Handy gemacht. Das Brunnen-Häuserl im Vordergrund mit dem Sinwellturm im Nebel. Schlechtes Wetter ist für den Maler immer eine extreme Herausforderung, da man ja auf die Schatten weitgehend verzichten muss, aber die Stimmung an einem solchen trüben Tag ist doch ein lohnenswertes Motiv und man gerät nicht so schnell in den Verdacht, Schönwetter-Postkarten-Maler zu sein.
Zu diesem Motiv gibt es noch kein großes Ölbild, mir war einfach nicht danach, sondern nur eine Skizze und eine Buntstiftzeichnung, die ich als Grundlage für den Farbholzschnitt verwendet habe. Das fränkische Fachwerk stellte sich dann auch als zu filigran – und was die Maserrichtung angeht zu komplex – heraus. Die feinen Stege brachen zum Teil aus dem Holz und ich musste mich nach besseren Holzplatten umsehen.
Insgesamt wurden es sechs Druckstöcke, einer davon aus Fichte (grün) und einer aus Kiefer (Himmel) die beiden Platten mussten nicht sonderlich detailreich werden und bestachen dafür durch ihre lebhafte Maserung, die dem Himmel und den Pflanzen eine spannende Struktur gaben. Lindensperrholz kam für die restlichen Platten zum Einsatz.
Die Farben, die ich bei diesem Druck auch wieder komplett selbst aus Farbpigmenten angerieben hatten, vergraute ich etwas mit Tusche, um die Wetterlage und die Stimmung bei „Scheisswetter auf der Burg“ (toller Titel für das Bild, oder?) wieder zu geben. Das grobe, leicht gelbliche, stark strukturierte Japanpapier schmuddelte ein wenig mit, um die Stimmung gänzlich zu verdriessen. Schönwetter kann jeder 😉
Eine Antwort
Mir ist so, als habe ich das Werk schon mal irgendwo gesehen. Kann aber gut sein, dass ich mich da in bester Münchner Weißbierseligkeit und Stammtischgemützlichkeit geirrt habe…