Richtige Großformate zu malen ist für einige Künstler das größte. Oft geht es ihnen allerdings dabei vor allem, als ein solcher ernst genommen zu werden. Große Bilder suggerieren man habe entweder reiche Sammler mit riesigen Wänden in beeindruckenden Villen oder gar berühmte Museen, welche diese großformatigen Werke regelmäßig ausstellen. Tatsache jedoch ist, dass die meisten der riesigen Dinger vor allem Platz im Atelier wegnehmen. Meine wenigen wirklich „großen“ Werke sind fast alle immer noch in meinem Besitz, ausser einem, welches vor vielen Jahren aus meinem Atelier gestohlen wurde.
Hilfreich bei diesem Gigantismus ist, dass die meisten Groß-Maler ihre Werke ohnehin sehr abstrakt anlegen, damit reduziert sich der Arbeitsaufwand enorm und auch der nicht ganz so Fleissige ist in der Lage in Größen von mehr als zwei oder drei Metern zu arbeiten.
Man stelle sich vor, der moderne Maler solle ein riesiges Schlachtengemälde für seinen Kunden, einen großen Feldherrn oder König erstellen. Drei auf vier Meter und dann müsste auch noch Rekrut Franz Hintermoser, ganz hinten in der linken Ecke, einen schmerzhaft, grimmigen Gesichtsausdruck bekommen, wenn er einen Säbelhieb auf den Deckel bekommt. Der Drang nach Größe wäre auf einmal ganz klein. Mit Malerrolle und Spachtel dagegen, kann man sorglos und frei eine künstlerische Groß-Attitüde vortäuschen und steht als wilder, expressionistischer Freigeist im großen Rahmen da.
Ich backe ja sonst eher kleinere Semmeln, da ich ja auch das eine oder andere Werk verkaufen möchte und mal ehrlich, wer hat schon so viel Platz in der Bude und noch dazu das Geld um riesige Kunstwerke zu erwerben. Ich mache Kunst für das Volk (nicht zu verwechseln mit völkischer Kunst), nicht für Herrscherhäuser, Pinakotheken oder Milliardäre. Deshalb sollte auch der Platzbedarf an die Wohnsituation meiner Sammler angepasst sein. Ausserdem muss ich meisten meiner Werke ja auch noch durch die Gegend schleppen, mit dem Radl oder den öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren.
Auf meiner Malreise nach St. Tropez habe ich eines der Motive zwei mal und in unterschiedlichen Größen gemalt. Einfach um auszuprobieren, wie ein Bild, welches mit den selben Farben, der gleichen Malweise und mit den selben Pinseln wirkt:
Einmal 40 x 60 cm und einmal 18 x 25 cm.
Klicken Sie ruhig mal auf das Vergleichsfoto hier im Blog. Ist es nicht eigentlich erstaunlich, wie wenig sich die Bilder unterscheiden? Das kleine hat nicht mal ein Viertel von der Fläche des größeren.
Gemäß der Weisheit des großem Münchner Philosophen Karl Valentin ist ja „Kunst schön, macht aber viel Arbeit“, ist ein kleines Bild viel schneller gemalt, als ein Großes, vorausgesetzt man nimmt die gleichen Pinsel. Wenn man natürlich mit einem 0,1 Millimeter Marderschwanzspitzenpinsel herumfriemelt, kann man auch die gleiche Zeit in eine Miniatur stecken, was auch einmal eine reizvolle Aufgabe wäre, wenn nicht Elfenbeinplättchen so selten, so teuer und so illegal wären.