Unumstritten war Albrecht Dürer der größte Maler und Druckgrafiker hier in Nürnberg und das erkannte man nicht erst nach seinem Tod, sondern er hatte es schon zu Lebzeiten zu großem Ansehen und Wohlstand gebracht. Direkt am Fuße der Burg, genauer am Thiergärtnertorplatz direkt in der Halligalli-Meile, hat er sich 1509 ein stattliches Anwesen gekauft, in dem er dann fast zwanzig Jahre bis zu seinem Tod residierte. Es ist ein stattliches Haus mit Butzenscheiben, erbaut in fränkischem Sandstein in Fachwerkbauweise. In der Renaissance – wie man die Epoche nennt, in der der große Nürnberger lebte – konnte sich die Kunst und Kultur endlich schleichend vom Joch der katholischen Kirche befreien und nach hunderten Jahren klerikal-faschistischer Dunkelheit knüpfte das Abendland wieder an die kulturellen Errungenschaften der Antike an. Die Reformation, das an Bedeutung gewinnende Bürgertum und der Siegeszug der Wissenschaft gegen den gottergebenen Willen zu Unmündigkeit und Leugnung, ebneten den Weg für diese „Wiedergeburt“
Dürer, der in Franken den Geist der Reformation natürlich hautnah erlebte, der in der freien Reichsstaat Nürnberg reiche und mächtige Patrizierfamilien, sowie einige kunstsinnige Regenten als Käuferschichten erschliessen konnte, fand einen fruchtbaren Boden für sein Tun. Das gedruckte Buch, welches als erstes Massenmedium das Ende des Herrschaftswissen und eine Demokratisierung von Bildung ermöglichte, gab begabten Grafikern, wie Michael Wohlgemuth und seinem größten Schüler Albrecht Dürer, viele Aufträge und weite Verbreitung ihrer Werke.
Das Dürerhaus in Nürnberg ist in vielerlei Hinsicht etwas ganz besonderes. Es ist das einzige erhaltene Künstlerhaus aus dieser Zeit. Der Wert einer solchen Stätte wurde von den Nürnbergern schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt erkannt und das Haus wurde liebevoll erhalten und gepflegt. Ausserdem hat es die fast vollständige Zerstörung der Nürnberger Innenstadt im zweiten Weltkrieg gut überstanden und ist auch jetzt noch in einem erstklassigen Zustand.
Anders ist es den Kunstwerken ergangen. Die Eroberung durch Napoleon, die Sammelleidenschaft der Wittelsbacher und der Habsburger, sowie die enorme Bedeutung der Werke selbst, haben sie in alle Winde verstreut. So sind im Dürerhaus leider nur Kopien zu „bewundern“, wobei ich die Anführungszeichen sehr bewusst setze, weil die Kopien leider nur sehr mittelgut gelungen sind. Der asiatische Europa-in-einer-Woche-Tourist mag das verschmerzen, vor allem wenn er ja einen Tag später auch die Uffizien, die Alte Pinakotek und die Albertina (ich habe an anderer Stelle darüber berichtet) besucht und dort einige Originale sehen kann, aber für einen Künstler, der sich für Technik und Malweise interessiert, ist es doch eher ernüchternd.
Insgesamt muss man aber sagen, dass das Museum pädagogisch hervorragend gestaltet ist. Es gibt für Kinder eine Führung von „Agnes Dürer“, die in historischem Gewand durchs Haus führt und eine „lebendige“ Druckwerkstatt in der man die Techniken der Druckgrafik Dürers hautnah erleben kann. Der Münchner Friedrich Wanderer gestaltete um 1880 herum einige Innenräume im Stile der Renaissance, die zwar etwas historistischer als historisch sind, aber trotzdem einen guten Eindruck der Zeit wiedergeben.
Mein persönliches Highlight war, neben einigen Holzdruckstöcken an denen man die Schneidetechnik Dürers bewundern konnte, vor allem die Küche mit den Zinntellern von denen der große Meister seine Nürnberger Rostbratwürste gegessen hat.
Eine Antwort
Man darf auch nicht vergessen, dass das Haus noch von vielen anderen Personen, wie dem durchaus bekannten Astronom Bernhard Walther, bewohnt wurde. Trotzdem wird es natürlich zurecht mit Dürer assoziiert.