Es gibt Länder der Sehnsucht so wie es Länder des Schreckens oder auch der Gleichgültigkeit gibt. Während ich einmal frech behaupte, dass es wenige Herzen gibt, die sich nach Nordkorea oder Albanien sehnen, so gehören sicher Nepal, Oberbayern und Irland zu den Orten, welche die Herzen höher schlagen lassen.
Neben Klima, Landschaft und der Mentalität der Einwohner, sind es meist kulturelle Gründe, die die „Sehnsüchtigen“ ihre Ergriffenheit spüren lassen. Literatur, Pubs, Bier, Whisky, Musik, Tweed … Sie haben es erraten, lieber Leser, ich bin heute gedanklich in Irland.
Auch wenn die Anti-Rauch-Lobby die Petersons aus den Pubs vertrieben hat, bleibt dem Iren die Musik, das Guinness und der Whiskey. Das kleine Land ist mit der höchsten Literaturnobelpreisträger-Dichte gesegnet: Yeats, Shaw, Beckett, Heaney und wenn man dann noch an Swift, Joyce, Behan und Wilde denkt, kann man sich vorstellen was für eine dichterische Seele dort gedeiht. Mein persönlicher Favorit ist übrigens Flann O’Brien, bei ihm darf man auch die deutschen Übersetzungen lesen, zumindest die von Harry Rowohlt.
Meine letzte Reise führte mich von Dublin nach Galway über Donegal bis nach Belfast. Ich war im November mit meinem erwachsenen Sohn Raffael, einer Leica und meinem Skizzenbuch nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Nach und nach verwerte ich nun die Eindrücke von dieser Reise, an der ich Sie gerne teilhaben lassen möchte. Eine Station war der Giants Causeway und ein Blick von dort auf die See ist Thema meines ersten Irland Holzschnitts.
5 Druckplatten (eine weitere wird es wohl noch geben), die ich im ersten Wurf in 8 Durchgängen gedruckt habe, zeigen einen Blick, der noch ein paar hundert Meter von den berühmten Säulen entfernt sind. Ein Motiv, das wenig spektakulär, dafür aber typischer für die irische Nordküste ist. Dicke, rund geschliffene Felsbrocken liegen, von Flechten überzogen, am Strand herum.
Es ist übrigens die kälteste und windigste Stelle auf der ganzen Insel. In Tweed und Wachsjacke eingemummelt, kletterte ich auf den Felsen herum und versuchte den vielen anderen Touristen zu entkommen, die an einem solchen Ort natürlich in Scharen – Selfie knipsend – herum liefen, und es gelang und so konnte ich auch ein paar Fotos mitbringen.
Wo immer Sie leben, lieber Leser, es gibt in jeder größeren Stadt ein Irish-Pub, an dem man ein schönes Stout trinken, die Gedanken schweifen lassen kann und der Sehnsucht nach der grünen Insel freien Lauf lassen kann. Stossen Sie auf mich an und freuen Sie sich schon auf meinen nächsten Bericht, über den Donegal Tweed und das tollste „Pub der Welt“