Vier Kilometer auf Tiefeinstieg-Oma-Fahrrädern mit Körbchen und Sand im Getriebe auf Fahrradwegen, die nur von der Grand-Radl-Nation als solche bezeichnet werden können, gelangten wir von Port Grimaud entlang des Flüßchens La Garde, vorbei an Weinfeldern, in einen wunderbaren Korkeichenhain. An der Straße wächst alles nah beieinander, der Wein, die Korken und die Glasscherben. Von da an geht ein kleiner Wanderweg durch Olivenbäume und Korkeichen zu einem Aquädukt aus dem 16. und 17. Jahrhundert, der so genannten Feenbrücke: Pont des Fées. Die Natur ist an dieser Stelle der Provence wahrhaft überwältigend. Das erste Maigrün schleicht sich just an diesen ersten Frühlingstagen im März, in die Pastellfarben der Landschaft. Der Himmel ist Azurblau, wie sich das für die Côte Azur gehört, die Sonne scheint und bei 16 Grad ist immer noch angenehmes Tweedwetter. Die Brücke bietet von allen Seiten und von welchen Blickwinkeln auch immer, ein schönes Motiv. Wir skizzieren, erstellen Studien, balancieren über Flusssteine und am zweiten Tag entscheiden wir uns endgültig für eine Ansicht der Feenbrücke im nachmittäglichen Gegenlicht.
Einige Maler, ich nenne hier absichtlich keine Namen, denken zwar an den Transport ihres Rosés im Marmeladenschraubglas, vergessen dafür aber, eine Leinwand mitzuführen. Praktischerweise, habe ich ja immer eine Zweite als Palette am Mann und so kommen wir doch noch beide zum Malen. Am meisten fasziniert uns die Tatsache, dass die Unterseite des Aquädukts vom spiegelnden, froschgrünen Wasser des Flusses hell beschienen ist und die Brücke selbst dunkel gegen die sonnendurchfluteten Felsen steht.
Vermutlich geht es hier unterhalb von Grimaud im Sommer zua wia am Stachus, aber außer ein paar lästigen Hundespaziergängerinnen und ihren aggressiven Kötern (ich glaube fast, die werden extra auf Deutsche scharf gemacht), kommt niemand außer uns an diesen lauschigen Platz und nett gemeinte, gönnerhafte Kommentare, mit denen die Einheimischen hier sonst nicht geizen bleiben uns hier erspart. Kein „Oh, tres jolie!“ stört die Konzentration des Malers.
Das Wetter erweist sich bei unserem zweiten Besuch als tückisch und die Sonne verschwindet immer wieder zwischen diesigen Wolken, die vom nahen Mittelmeer aufziehen, aber wir sind durch unsere Studien gut präpariert und können trotzdem weiterarbeiten. Wechselndes Licht ist bei der Plein-Air Malerei sonst fatal.