Man wählt den „passenden Rahmen“ für eine Veranstaltung, für ein Bild, aber auch für einen Kredit. (Okay, auch ein Fahrrad hat einen Rahmen, aber das ist jetzt selbst mir zu weit hergeholt) Der Rahmen muss im allgemeinen Sprachgebrauch irgendwie immer „richtig sein“, „passen“. Ganz technisch ausgedrückt, ist ein Rahmen eine Begrenzung, eine Einfassung ist aber auch ein Trenner zwischen dem Innen und dem Aussen.
Anders als ein Rand, der ja eine Definitionsgrösse ist. Kennen wir aus der Physik: Ein Loch definiert sich durch seinen Rand. Ein Bild definiert sich nicht durch seine Rand oder Rahmen. Die Qualität einer Ehe ist auch nicht am Rahmen für die Hochzeitsfeier abzulesen. Halten wir fest: Der Rahmen ist wichtig, aber nicht entscheidend.
Welcher der richtige Rahmen für eine Hochzeit ist, müssen die Brautleute entscheiden, oder der Brautvater, der den ganzen Spass ja schliesslich bezahlen muss. Aber wer entscheidet über den Bilderrahmen? Bleiben wir doch mal bei unserem Hochzeitsbild. Der Künstler ist der Brautvater, das Bild ist sein geliebtes Kind, welches die Braut eines anderen werden soll.
Selbst wenn wir die finanzielle Frage ausser acht lassen, stellen wir fest, dass es schwierig wird, denn eigentlich sollten Bild/Braut entscheiden, denn es ist ja schliesslich ihr Rahmen. Unsere Analogie mit der Hochzeit führt uns jetzt auf glattes Eis, (oder eher heissen Wüstensand?).
Das Bild hat nichts zu sagen, in etwa soviel wie eine minderjährige Braut im Jemen, ohne eigene Stimme und Rechte, verschachert vom Vater an den Ehemann. Und doch ist es das Bild, welches sich in die neue Umgebung einpassen muss. Nein, kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass für manche das Bild zum Sofa passen muss, ich will nicht dass es solche Menschen gibt.
Das Bild selbst steht für sich, es darf anders, eigenständig sein. Meine Bilder sind keine unterdrückten Geschöpfe, sie sind frei, selbstbewusst und sehr eigen. Aber ich denke der Bilderrahmen darf eine Brücke sein. Eine Brücke zur Einrichtung, zur Wand, zum Sammler. Darf, muss aber nicht.
Rahmen waren – wie natürlich die Kunst auch – immer Moden unterworfen. Es gibt monströse, vergoldete Barockrahmen, rahmenlose Bilderhalter der 80er Jahre und alles dazwischen. Sehr beliebt für Leinwände ist zur Zeit der Schattenfugenrahmen angeblich im Guggenheim Museum in New York erfunden und deshalb auch Guggenheim-Rahmen genannt. Er rahmt ein Bild und gibt trotzdem den Blick auf die Ränder frei. Gehen wir in grosse Kunstsammlungen, dann bemerken wir, dass der Kombination Bild/Rahmen kaum geschmackliche oder gestalterische Grenzen gesetzt sind. Viele Bilder scheinen vom Künstler mit irgendeinem Flohmarktrahmen versehen, andere mit viel Geld und wenig Geschmack von ihrem ersten Käufer.
Ich komme auf dieses so schwierige Problem – für das ich ehrlich gesagt keine Lösung weiss – weil ich der gleichen Woche zwei Drucke verkauft habe. Der eine Sammler wollte den Rahmen so sehr zum Motiv passend haben, dass wir uns auf einen Rahmen verständigt haben, der aus dem selben Holz, wie der Heustadl auf dem Bild wurde, nämlich Lärche. Bei dem anderen Druck wurden mir Rahmenfarbe und Material vorgegeben, damit es zum Stil der Einrichtung passt.
Beide Positionen sind verständlich und legitim und beiden Wünschen komme ich natürlich nach, zumal sie mir in keinem der genannten Fälle zuwider sind. In einer nüchternen, klar strukturierten, modernen Wohnung kann kein rustikaler Holzrahmen eine Brücke zu einer Almhütte schlagen und ein dünnes Aluminiumprofil, wird sich nicht in die Biedermeierstube einpassen.
Bei Plastikrahmen, den viel zitierten rahmenlosen Bilderhaltern, oder Schmuckrahmen mit Stoffüberzug und Spiegelscherben würde ich mich wehren, aber eigentlich kann man dem Geschmack der Käufer vertrauen, hatte ihnen doch auch das Bild des Künstlers gefallen.
Wie sehen Sie das lieber Leser? Wie finden Sie den richtigen Rahmen?