Zugegeben der Bambus gehört jetzt nicht direkt zu den heimischen Gehölzen oder vielmehr Gräsern. Weder in Oberbayern, noch in Mittelfranken ist er zuhause, aber ich habe einfach eine Schwäche für dieses asiatische Gras.
Es ranken sich so viele Geschichten und Mythen um diese Pflanze. Sie symbolisiert die Stärke, die sich aus Flexibilität ergibt. Anders als die vielbeschworene Deutsche Eiche, die sich knochig und starr dem Sturm entgegenstellt, neigt sich der Bambus im Wind, nur um sich nach jeder Böe wieder aufzurichten, als könnte ihn nichts erschüttern. Beide Strategien haben etwas für sich und beide haben durchaus auch ihre Schwächen. Während Keimlinge anderer Pflanzen gleichzeitig langsam in Höhe und Tiefe wachsen, verzweigt sich der Bambus erst einmal einige Jahre im Untergrund und bildet ein stabiles Rhizom aus, um dann in einer rasenden Geschwindigkeit nach oben zu schiessen. Das wird von vielen als Gleichnis für die Unterschiede von westlicher und asiatischer Wirtschaftsstrategie angesehen.
Genau dieses Verzweigen ist es, was dem westlichen Gartenfreund eine Gänsehaut des Schauers über den grünen Daumen laufen lässt. Diese Ableger, die sich still und heimlich in alle Himmelsrichtungen ausbreiten, machen weder vor Grundstücksgrenzen, Jägerzäunen oder Swimmingpools halt.
Ja, ich weiss es gibt auch horstbildende, friedliche Bambusarten (Fargesia), aber das sind Pflänzchen für Weicheier und Memmen, wie alkoholfreies Bier und Seilbahnfahren. Echte Kerle springen wahrscheinlich mit einer Katana um ihren Bambushain und massakrieren vorwitzige Bambussprossen, ich dagegen habe mich für das so mittelheldenhafte Eingraben einer Rhizomsperre entschieden, ist wahnsinnig schweisstreibend und mühevoll, aber letztendlich die sauberste Lösung für einen gebändigten Bambusanbau.
Ich verspreche mir neben den optischen Reizen, die eine kleiner Bambushain neben meinem neuen Atelier auslöst, auch einen üppigen Nutzholzertrag. Gibt es doch so viele kulturelle und künstlerische Verwendungsmöglichkeiten für den Bambus. Für viele Künstler ist er Motiv und Werkstoff zugleich. Als Chabana-Vase, als Hilfsmittel für die japanische Teezeremonie, als Zeichenfeder und sogar als Pfeifenholm.
Hier ein Bild meines Freundes des Sumi-e Malers Daniel Hammer: Bambus im Schnee, ein wundervoller, friedlicher Anblick.
Damit hat sich dann auch die Frage nach der Winterhärte dieser Gewächse geklärt. Ja, einige sind tatsächlich winterhart und sollten den bayerischen Winter überleben.
In meiner Rhizomsperre werden – so hoffe ich – Phyllostachys nigra, der schwarze Bambus und die goldgelben Arten Phyllostachys aureosulcata ‚Aureocaulis‘ und Phyllostachys aureosulcata ‚Spectabilis‘ wachsen und gedeien.
Ich werde demnächst weiter berichten. Haben Sie, lieber Leser schon Erfahrungen mit dem Bambusanbau gemacht?