Pfeifentabak-Review – Peter Heinrichs Nr.110

Dose Peter Heinrichs Nr. 110Liebe Pfeifenfreunde,

wir haben in unserem Münchner Pfeifen-Club auch den ein oder anderen weitgereisten Mitbürger mit nördlichem Migrations-Hintergrund, der sich über die Grenzen des Weißwurstäquators hinaustraut und so kam ich nach der Kölnreise eines Freundes zu einem Peter Heinrichs Nr.110, der mir bis dato nur als Pfeifen Diehl, „The Tiger“ bekannt war. Googelt man „Diehl“ und „Tiger“, ist der erste Treffer „Luft-Boden-Präzisionsbewaffnung für den Kampfhubschrauber Tiger“ von der fränkischen Rüstungsindustrie. Das macht mir ganz spontan schlechte Laune und wenn ich dann endlich den richtigen Link geklickt und den Münchner Preis von fast 11 Euro für 50g sehe (dafür kann man hier einen Quadratzentimeter in der Innenstadt mieten), habe ich gegen Importware von den Karneval-Jecken-Sau-Preißn für pazifistische 16,10 Euro für 100g nichts mehr einzuwenden.

Abgesehen von dem unangenehm militaristischen Hintergrund ist der Name „Tiger“ im Grunde natürlich viel treffender, als die schnöde Nummer 110, weist er denn schon auf die Besonderheit in der Gestalt des Tabaks hin. Er ist nämlich gestreift. Kleine fast quadratische Flake-Scheiben, ein heller Virginia-Streifen in der Mitte, eingerahmt von zwei dunklen Kentucky/Burley Streifen.

Das sieht sehr hübsch aus und bereitet schon mal dem Auge viel Freude. Hält man jetzt seine Nase in die schlicht-weiße Malerdose, die typisch für die Hausmarken von Peter Heinrichs ist, merkt man sofort, dass dieser Tabak aromatisiert ist. In der sehr angenehmen süßlichen Raumnote spiegelt sich dieser Duft auch eindeutig wider. Schmecken kann ich das Casing im Rauch allerdings nur ganz dezent und das ist auch gut so.
Allerdings bemerke ich immer mehr, dass mir Aroma nur in Verbindung mit Black Cavendish zuwider ist, im Virginia mag ich eine dezente Aromatisierung durchaus.

Pfeifentabak Peter Heinrichs Nr. 110 FlakescheibeEin wirklicher Tiger ist der Tabak nicht, allerdings auch stärker als ein Streifenhörnchen. Ich bin mir unsicher, ob eine weitere Aufzählung von gestreiften Tieren hier merklich weiter führt, vielleicht passt noch die Biene, wegen der honiglichen Süße am ehesten, aber auch dieser Vergleich hinkt, wie jeder seiner Art. Eines steht jedoch fest, eine stupide Nummer hat dieser wundervolle Tabak nicht verdient.

Apropos Nummer, die Zahl 26602 auf der Steuerbanderole verweist auf Kohlhase und Kopp aus Rellingen, damit wäre dann auch die Produzentenfrage geklärt. Ob die anderen gestreiften Tabakscheibchen auch aus der gleichen Fertigung kommen, oder gar identisch sind, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen, aber vielleicht kann ja der eine oder andere in den Kommentaren dazu Auskunft geben.
Ich erspare dem geneigten Leser jetzt die Farbe der im Pfeifenkopf zurückbleibenden Asche und auch die Zahl der Streichhölzer mit denen ich den Pfeifentabak entzündet habe. Ich benutze sowieso einen Old Boy und wie oft ich neu anzünden muss liegt stets an mir und meiner Konzentration und nicht am Tabak. Er ist und das ist vielleicht noch interessant sehr gut konditioniert, weder zu trocken, noch zu feucht.

Da der Tabak in die süße Richtung geht, empfehle ich dazu einen säuerlichen Drink auf Weinbrandbasis, wie zum Beispiel einen Sidecar oder auch einen leichten Rosé.

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Eine Antwort

  1. Sehr geehrter Herr,
    um der auch von Ihnen in diesem sehr schönen und appetitanregendem Artikel gefrönten Unart, Herkunftsquellen von Tabaken falsch zu verorten, ggfs. leichfertig von anderen, ebenso investigativ ungeübten Berichterstattern ungeprüft zu übernehmen, Paroli zu bieten, erlaube ich mir die Auskünfte ein wenig in die richtige Wegweisung zu lenken: es gibt nur einen Hersteller dieses in zahlreichen OEM Versionen anzutreffenden Tabaks und auch nur ein Original. Nämlich den ORLIK DARK STRONG KENTUCKY, hergestellt von Orlik in Assens/Dänemark, einer 100% Tocher der Scandinavian Tobacco Group (STG), dem weltgrößten Hersteller von Pfeifentabaken und Zigarren. Das von Ihnen erwähnte renommierte und achtenswerte deutsche Unternehmen Kohlhase & Kopp fungiert -wie bei allen dort angebotenen gepressten Tabaken – als Distributor (oder Importeur oder Großhandel) und nicht als Hersteller. So weit bekannt, fehlt bei K&K die maschinelle Ausstattung zur Erzeugung der so beliebten Gepressten.
    Behauptungen einiger Händler, der Tabak sei von Ihnen hergestellt oder wenigsten entworfen und werde nur für sie produziert, darf man getrost in den Fantasie-Dschungel verweisen, in dem sich unter schlängelnden Lianen auch Tiger aufhalten, die manchmal Ausflüge in die schönste Landeshauptstadt der Welt unternehmen sollen.

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