Bleistifte sind weder aus Blei noch aus Stein, anders als es meine reisserische Überschrift suggerieren möchte. Sie bestehen aus Graphit, Ton und Holz und sind nicht aus Stein, sondern kommen aus Stein, Stein bei Nürnberg, denn dort ist das Werk des wohl bedeutendsten Bleistiftherstellers Faber-Castell.
Die Kohle mit der bereits seit der Steinzeit gezeichnet wurde ist für filigrane Zeichnungen zu grob, breit und bröselig. Deshalb bestanden ganz frühe Zeichenstifte, mit denen zum Beispiel auch Albrecht Dürer noch gezeichnet hatte, tatsächlich aus Bleilegierungen mit aufgelöteten Silberspitzen, die waren aber extrem hart, nicht wirklich gut und ausserdem gesundheitsgefährdend.
Erst seit den 1660er Jahren verwendete man Graphit, welches damals fälschlicherweise den Bleierzen zugeordnet wurde, zur Herstellung von Zeichengeräten. Dieses meist aus England kommende sehr wertvolle Graphit, wurde zum Schutz der Finger mit einer Holzschale versehen.
Die schon immer absurden Innungsordnungen der frühen Handwerksbetriebe, ordneten die Bleistifte wegen dieser Holzummantelung, den Schreinern zu und verhinderte Jahrzehntelang eine Weiterentwicklung dieser Technolgie in Deutschland. In Stein bei Nürnberg, welches genau zwischen der freien Reichstadt Nürnberg und dem Markgrafentum Ansbach liegt, waren die gesetzlichen Vorraussetzungen günstiger, deshalb konnten sich dort erste kleine Bleistiftmanufakturen ansiedeln. Einer der in grösseren Dimensionen dachte, war der Schreiner Kaspar Faber, der sich dort selbstständig machte und den Grundstein für eine wirklich riesige Bleistiftfabrik legte.
Der Wiener Joseph Hardtmuth und der Franzose Nicolas-Jacques Conté entwickelten parallel zu einander Verfahren, den sehr weichen Graphitstaub mit Ton zu vermengen und dieses Gemisch dann zu einer gehärteten Bleistiftmine zu brennen. Dadurch war es auch möglich verschiedene Härtegrade herzustellen. Nimmt man mehr Graphit, wird der Stift weicher und dunkler, nimmt man hingegen mehr Ton, wird ein härterer, hellerer und feinerer Strich möglich.
Hier in Nürnberg und Umgebung ist seit vielen Hunderten von Jahren ein Zentrum für Stiftherstellugn gewachsen. Die Unternehmen Lyra, Staedtler, Schwan-Stabilo und eben auch Faber-Castell sind alle hier ansässig. Letztgenanntes Unternehmen hat ein sehr schönes und hochinteressantes Museum aus seinem historischen Fabrikgelände gemacht, welches dem interessierten Besucher offen steht. Mit der Wasserkraft der Rednitz wurden hier Millionen und Abermillionen von Stiften produziert.
Das Graphiterz wurde zunächst aus England bezogen und von späteren Fabergerationen aus eigenen Minen in Sibirien gewonnen. Dieses Erz wurde in Mühlen gemahlen, ausgeschlämmt, getrocknet, gepresst, wieder gemahlen, mit dem Ton vermischt und zu langen dünnen Drähten gepresst. Diese Rohminen wurden dann gerade gebogen, auf Länge geschnitten, getrocknet und in Öfen gebrannt, bevor sie zwischen kleine Holzbrettchen gepresst wurden. Eine Fräse schnitt dann diese Brettchen zu mehreren sechsteckigen Hölzchen auseinander. Genau in diese typische Form, die wir auch heute noch bei unseren modernen Graphitstiften kennen.
Neben der historischen Herstellungstätte, gibt es in diesem Areal natürlich auch noch das moderne Werk – welches ich auch einmal hoffe, besuchen zu können – das sehr eindrucksvolle Jugendstilschloß der Familie von Faber-Castell, sowie einen Fabrikverkaufs-Shop, bei dem der sparsame Künstler gerne den Rabatt, den ihm die Museumseintrittskarte verschafft, nutzt, um sich mit Materialien einzudecken.
2 Antworten
Oh ja, ein Besuch von Faber-Castell steht schon seit letztem Jahr ganz oben auf meiner Liste. Die Produkte sind einfach faszinierend. Meine Leidenschaft für Stifte jeder Art teilt mein Sohn mit mir und so kommt es, dass wir zuhause selbst ein kleines Ladengeschäft für F.-C.-Stifte aufmachen könnten. Dieses Jahr schaffen wir es aber garantiert.
Hauptsache ihr kommt dann auch noch bei uns vorbei, liebe Ruth.