Blättert man durch Werke über japanische Kunst, von der Edo-Periode (1603 bis 1868), der großen Zeit der Ukiyo-e Kunst (Bilder einer fließenden Welt), bis zu den „neuen Drucken“ (Shin-Hanga) Anfang des 20. Jahrhunderts, und betrachtet die Bilder – den Text kann man ich ja eh nicht lesen – dann fällt einem auf, dass hübsche Mädchen in Tracht ein ganz beliebtes Motiv in allen Zeiten waren und sind. So sehr ich die japanische Kunst und Philosophie verehre, so ist doch die Geisha nicht ganz mein Frauentyp. So wie ich die Almhütte der Pagode vorziehe, so ist auch das Dirndl im Dirndl mehr meine Welt.
Wie der Japaner die Bilder seiner Schönheiten nennt, weiß ich leider nicht. Ich spreche zwar bayrisch, leidlich fränkisch und ganz passabel englisch, aber mein japanisch ist bestenfalls für Sushi- und Werkzeugbestellungen geeignet. Ein ins Englische übersetzte Kunstbuch spricht von „Japanese Beauties“ Daraufhin habe ich meine neue Reihe von Holzschnitten (Moku hanga) „Bavarian Beauties“ genannt.
Die Tracht eines jeden Landes der Welt betont die Formen seiner Töchter am vorteilhaftesten. Ob das die sensationellen bunten Tücher der Afrikanerinnen sind mit Kopftuch und Babytragetuch aus dem gleichen Stoff, die Kimonos oder eben das bayrisch-österreichische Dirndl – nie können Mädchen, Omas oder Damen besser aussehen. Seien sie dünn, dick, groß oder klein. Warum sich je ein Modedesigner die Mühe gemacht hat, irgendetwas anders als Tracht zu produzieren, bliebe mir schleierhaft, wüsste ich nicht, dass es immer ausschließlich ums Geld geht. Können Minirock und Leggins ohnehin nur eine Minderheit von etwa fünf Prozent der Weiblichkeit tragen, so steht es meines Erachtens mit dem Rest der Haute- und sonstiger Couture nicht viel besser. Bewusst abgrenzend zu Nutten-Dirndl und Landhaustracht, spreche ich hier von knielanger und die Brustwarzen bedeckender Tracht, nicht vom Okotberfest-Touristen-Prollgewand.
Meine erste „Bavarian Beauty“ ist ein blondes Schneckerl geworden, was genau so aus dem Käferzelt kommen könnte, Münchner Schickeria eben, aber das ist ja nicht so verkehrt oder? Ein bisserl blaß ist die Hübsche, beim nächsten Druck werde ich vielleicht die Hauttöne etwas kräftiger wählen. Ich schicke sie farblich den Sommer über an Garda- und Starnbergersee, aber eigentlich mag ich sie ja blaß …
12 Farben und damit 12 Druck-Durchgänge mit 10 Druckplatten habe ich der „Bayerischen Schönen“ gegönnt.
Heimische Hölzer und ein selbstgeschmiedetes Messer geben ihr eine gewisse Rustikalität, die sie damit auch etwas wohltuend von den filigranen japanischen Schönheiten abhebt. Das Format ist 18 x 24 cm und damit in etwa halb so groß wie die Japaner traditionell schneiden und drucken.
Trotz der vielen Platten und des damit verbunden hohen Aufwandes, bleibt der Preis der kleinen Drucke konstant, 89 Euro ungerahmt, signiert und mit Echtheits-Zertifikat.
Eine Antwort
Nachtrag: Es hat mir keine Ruhe gelassen … ich musste weiter recherchieren: Bilder schöner Frauen heißen in Japan: Bijinga „Bijinga Bavarese“? weiss nicht so recht … kann keiner meiner Leser japanisch?