Dass sie das Mittagsläuten nicht hören dürfen, stammt aus der Zeit, in der es für die Weißwürste keine gescheite Kühlmöglichkeit gab. Diese Regel wird aber in manchen Wirtshäusern immer noch militant durchgesetzt, allerdings wohl weniger aus Tradition, sondern aus der merkantilen Einsicht, dass man mit kaum einem Gericht für so wenig Geld so wunderbar satt werden kann. Und deshalb treibt einen mancher Wirt nach zwölf unter dem Frischevorwand in den teureren Schweinsbraten oder das Münchner Kesselfleisch.
Elf Uhr ist der perfekte Zeitpunkt für’s Weißwurstfrühstück, da geht nämlich das Weißbier – was untrennbar mit den Kälbernen verbunden ist – nicht mehr so schnell in den Kopf, und man muss sich noch keine grantigen Blicke der Bedienung auf die Uhr gefallen lassen, was der Fall ist, wenn man kurz vor zwölf bestellt. Das sprichwörtliche „Fünf vor zwölf“, welches immer wieder gern von Umweltschützern und Friedensbewegten warnend skandiert wird, hat bestimmt seinen Ursprung in einem Münchner Wirtshaus. Eigentlich merkwürdig, weil diese Leute aus lauter Veganismus die Würste ja meist verschmähen.
Dazu gibt es Brezn (die hoaßn Brezn oder von mir aus Brezen aber niemals Brezeln) und süßen Senf. Was diese Beilagen angeht, gibt es keinerlei Spielraum. Keinen!
Die Brezn liegen ein einem Körberl auf dem Tisch, man bedient sich selber, aber nachher muss man sie bezahlen. „Wie viel habt ihr denn gehabt?“ fragt die Bedienung und sie hofft inständig, dass ihre Gäste keine Italiener sind, weil die meinen immer, das Brot sei gratis. Das gibt dann oft eine mordsmäßige Diskussion.
Weißwürste haben eine Besonderheit: sie sind in der Lage den Magen des Essers zwischen zwei Bissen von „gierig verfressen“ auf „pappsatt“ zu schalten. Bei welcher Anzahl dieses Phänomen einsetzt ist, individuell verschieden. Ich persönlich halte es mit der Regel – drei sind zu wenig, fünf sind zu viel – also vier Stück und NIEMALS zwei Paar. Weißwürste gibt es nicht paarweise, sie sind, wie die Perlen einer Kette, hintereinander aufgereiht. Manche gehen sogar so weit, dass sie ausschließlich eine ungerade Zahl bestellen. Sie heißen im Plural übrigens nicht Würstel oder Würstchen, sondern Würscht. Eine Weißwurscht – zwei Weißwürscht.
Für gesundheitsbewusste Genießer schwimmt in dem kleinen Wurstschüsserl, in dem die Würste im heißen Wasser serviert werden, immer auch ein hübsches Sträußchen Petersilie. Der moderne, aufgeklärte und weltoffene Münchner schenkt „diesen Petersil“ galant der nächsten Veganerin und demonstriert damit Verständnis und Toleranz für Andersdenkende.
Zu guter Letzt noch ein Tipp. Den Autor dieses Blogs findet der Leser häufig im Weissen Bräuhaus zu München, Tal 7, schräg vis-à-vis vom Pfeifen Huber. Dort genießt eine gesunde Mischung aus Bierdimpfeln, kultivierten Münchner Connaisseuren und Touristen aus aller Welt Spezialitäten und Bier aus Bayern.
9 Antworten
Willze nich ma mit mich dahingehn? So lecka paar vonne weiße Würtskes mit Currysose und Pommes rot weiß. Kannze dich die Brezel sparn.
Dazu ein gepflegtes Herrengedeck, ein Pilsken und ein Kurzen.
Dat wär watt für Vattern. Sachze mich, wennze ma wieda hingehen tus,Bescheid, wa?
Die besten Weisswürst gibt’s ja angeblich beim Metzger Bauch. Ich mein aber immer, die vom Boneberger, auch wenn der ein Filialist geworden ist, da geht nix drüber.
Der Googletranslator scheitert übrigens an diesem (vermutlich holländischen) Text von Lutz …
Als ich noch in München gewohnt habe, bin ich immer zum Bauch am Schlachthof gefahren. Er beliefert ja auch sehr viele Gastronomiebetriebe. Sehr gut sind auch die vom Wallner an der Grossmarktahalle. Ich meine mich zu erinnern, dass die aus dem Weissen Bräuhaus daher kommen. Einen Boneberger gibt es hier bei uns in der Provinz auch … die sind schon okay …
Ja, was Lutz kommentiert hat, habe ich auch nicht verstehen können, vermutlich ist bei ihm Karneval, bestimmt es er am Mittwoch wieder bei Sinnen.
Oiso, es is ja jeds ned so, das mia Baiern, und mia Münchner irgendwia Fremdnfeindlich warn. Aber, muass ma sich des gfoin lassn, dass a soicher Wordferbiaga in a bairischs Dradidionslocal derf? Wos glabt der denn, wo a herkomt, ha? Es langd doch scho, wen de Niderlender und des reinische Gschwerl im Soma durch unser schönes Land faren, um dann in anderen Lendern Uhrlaub zu machen. Da stengas dan ummara elfe am Radhaus und schaung sich de Reiterspile im Radhaus o. Dahoam sangs dann „nais siti“. I moan oiwei, den Luds lass ma amoi nachds ummara elfe rum am Weisbräu forbigeh, dan had a des gseng, und dann derf wida hoamfarn und verzäin, dass a in München war und wia scheh des bei uns is. As weissbir kan er in Dohsen kaffa, und dahoam mid am Schnabs mischen.
Brosd malzeit und nix fir unguat.
Es mag Herrn J.Filser (schönes Pseudonym) womöglich noch nicht aufgefallen sein, daß es auch Bayern und Münchner gibt, die eine Sprache zu dem Zweck einsetzen, für den sie sich entwickelt hat: nämlich um sich verständlich zu machen, gelegentlich eine gepflegte Konversation führen zu können oder einfach um eine Gesellschaft vom Barbarentum fernzuhalten. Dieses freierfundene, aufgesetzte und stillose Kunstbayerisch, wahrscheinlich gepaart mit einer ebensolchen Pseudokleidung, hat nicht einmal etwas mit Folklore zu tun, das ist schlichtweg Nonsens. Es wird vermutlich nicht einmal unsere Besucher, ohne die wahrscheinlich München weder die Mittel für ein Straßenpflaster, Gehwege oder für eine gescheite Schulbildung für seine Bürger hätte aufbringen können, sonderlich beeindrucken, wenn der eine oder andere meint, er müsse sich als etwas besonders eingeborenes Individuum generieren. Wir wollen doch sicherlich vermeiden, daß uns ein gebildeter Rheinländer oder Münsterländer, ein weltgewandter Hanseate, für mehr oder weniger dumpfe Hinterwäldler hält, bloß weil wir uns nur stammelnd. nuschelnd und die Rechtschreibung verbiegend, unverständlich ausdrucken können.
Bodo, do hast Recht. Obwohl Bodo auch kein reinbayrischer Name ist.
Liabe Grüaß
Bäda