Einst ein prächtiges barockes Wasserschloss und angeblich einer der prächtigsten Herrensitze in Nürnberg, liegt das Schloss Oberbürg nun verfallen und verlassen in den Auen der Pegnitz. Der morbide Charme, der von den trutzigen fränkischen Sandsteinmauern ausgeht, reizt mich schon ein wenig länger. Oft bin ich zur körperlichen Ertüchtigung durch die Torgänge hindurch gerannt und war jedesmal wieder fasziniert. Leider hatten die letzten Besitzer des Schlosses keinerlei Interesse an einer Renovierung. Nicht nur in Franken ist Geld wichtiger als Kultur, dabei wäre es ein wunderbarer Ort für ein Museum, um endlich einmal die große Druckgrafik Sammlung der Stadt Nürnberg öffentlich zu machen.
Die verfallenen und dennoch beindruckenden Tore durch die Höfe des Schlosses bilden eine interessante Flucht und wenn das Licht durch den mittleren Bogen, dem das Dach fehlt, strahlt und zugleich in dem hinteren Gang verschluckt zu werden droht, ist das ein Motiv nach meinem Geschmack. Sehr früh bin ich gestern dort hingeradelt, weil ich für die vorhergesagten Sonnenstrahlen bereit sein wollte. Als sich der Frühnebel lichtete, belohnte mich unser Stern für die Qualen des frühen Aufstehens. Um zehn Uhr früh mit sauber gekämmtem Pinseln am Motiv zu stehen, beweist, dass ein Künstlerleben oftmals romantisch verklärt wird.
Dann begann wieder der Wettlauf gegen Licht und Zeit. Gute Kenntnis des Motivs und der Lichtverhältnisse, führten dazu, dass, als die Sonne gerade richtig stand, um den inneren Torbogen hell strahlend zu erleuchten, ich das Bild schon fast fertiggestellt hatte und nur noch Licht und Schatten hinzuzufügen hatte. Zwei Stunden später machte ich mich auf den Rückweg und war alles in allem recht zufrieden mit meinem Werk. Ein, zwei kleinere Änderungen nahm ich heute früh noch vor, weil man doch nie ganz zufrieden ist. Die schrägen Winkel auf der Aufnahme des Bildes habe ich deshalb gewählt, weil die Ölfarben noch etwas glänzen. Ein richtiges, gerades Bild, wird nächste Woche in den Shop eingefügt, versprochen. (ist schon passiert)
Zum Rahmen ist noch zu sagen, dass ich versucht habe die gute alte Schattenfuge zu variieren und – ich denke auch – zu verbessern. Hinter den auf Gehrung geschnittenen, Dachlatten, befinden sich kleine Klötzchen und ein „Unterrahmen“ aus schwarz gestrichenem Buchbinderkarton. Dadurch wirkt das Bild schwebend in der schwarzen, schattigen Fuge.
Noch während ich an diesem romantischen Motiv stand und mein Bild betrachtete, hoffte ich auf frühen Schnee, vielleicht wird Oberbürg ein schönes Weihnachtsmotiv …