Fasst der Julia bitte nicht an die Titten!

julia2Zunächst möge der distinguierte und kultivierte Leser meines Blogs diese sehr „gewöhnliche“ Überschrift verzeihen. Sie ist sowohl im Affekt herausgeschrien #Aufschrei, als auch ein Versuch des reisserisches Suchmaschinenbeeinflussens.

Am Alten Rathaus in München steht sie seit über 40 Jahren: Die Julia. Die Shakespearesche Schönheit, das Symbol der Liebe und zu gleich auch der Verzweiflung. Sie ist ein anmutiges Mädchen in klassischer Spielbein/Standbein Pose mit leicht geneigtem Kopf und einem traurigen, anrührenden Blick. Die hübsche Italienerin wurde der Stadt München im Rahmen der Städtepartnerschaft mit Verona geschenkt. Dort steht auch der erste Abguss – quasi das Original – unter dem berühmten Balkon, welcher ein Husarenstück des veroneser Fremdenverkehrsamtes ist. Der literarischen Figur eines Engländers dort einen „echten“ Balkon zu verpassen … grossartig.

julia3Unsere Münchner Julia wurde uns von den Sparkassen Münchens und Veronas gestiftet. In ihrer Selbstgefälligkeit haben die beiden Institute sich dafür auch eine grosse Tafel giessen lassen, auf de sie den Bildhauer Nereo Costantini mit keinem Wort erwähnen. Warum auch? Wer zahlt schafft an äh ist entscheidend, der Künstler ist unwichtig.

Sei es drum, da steht sie nun unsere Julia und blickt an der Metzgerzeile vorbei auf den Viktualienmarkt, auf Heilig Geist und vielleicht wagt sie auch manchmal einen Blick ins Tal hinein und dann seufzt sie ganz leise, weil dort das Weisse Bräuhaus steht und sie fragt sich in diesen Momenten, ob sie nicht doch lieber ein Weißbier, statt einer Giftampulle hätte trinken sollen.

Julia altes Rathaus MünchenUnd dann passiert es wieder! Eine rüde, behaarte Männerhand greift ihr unerwartet und brutal an die rechte ungeschützte Brust! Ein Tourist bestimmt, ein Japaner, ein Ami, vielleicht sogar ein Italiener? Dann macht er noch ein Selfie mit seinem lächerlichen Selfie-Stick. Wie kommt der schmerbäuchiger Fremde mit seinen kurzen Hosen aus denen dicke teigige Beine bis in die Trekkingsandalen quellen dazu, dieser hübschen jungen Dame an die Brust zu packen? Seht sie euch an! Ganz blank gescheuert ist sie schon. Soll euch das Glück bringen, ihr Wüstlinge? Oder gar Potenz wie das Einnehmen von Pülverchen aus Nashorn-Hörnern oder Tiger-Penis?

altesrathhausEigentlich will ich ihnen jedes Mal eine schmieren, a Watsch’n geben, wenn ich sie dabei erwische, wie sie ihr an den Busen grapschn. Aber dann mäßige ich meinen heiligen Zorn, gehe ganz ruhig auf sie zu und versuche ich ihnen auf englisch zu erläutern, dass man das hier in München nicht tut. Ich nehme sie ein paar Schritte zur Seite zum Blumenstandl, kaufe mit ihnen eine Blume und lege diese dann der Julia in den Arm, so macht man das in München.

Danach schicke ich sie zur Residenz, da können sie dann eine Löwenase streicheln, das macht potent, erkläre ich und man bekommt einen riesigen Penis. Und wenn sie mich dann ungläubig anschauen, flüstere ich verschwörerisch: „was glaubt ihr denn, warum wir Münchner an unserer Tracht so einen grossen Latz brauchen?“ Dann schleicht er sich ganz rasch, der Chines und geht Löwennasenreiben.

Und die Tiger, die Nashörner und vor allem die Julia haben ihre königlich bayrische Rua vor dem Gesindel, den Saupreissen, den japanischen, oder wo sie sonst herkommen.

NACHTRAG April 2024:

Mein Freund Lutz Prauser hat einen aktualisierten Beitrag zu diesem Thema geschrieben, der sich auf eine ganz großartige Aktion der Organisation Terre des Femmes bezieht.

 

 

 

 

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3 Antworten

  1. Der Julia nicht an die Titten fassen dürfen, aber die Schnauzen der Löwen auf den Schildern vor der Residenz angrabschen… und das bei jedem Vorbeigehen, denn das bringt nur Glück.
    Versteh einer die Eingeborenen.
    Selbige, also die Löwen, sind ja nur noch Repliken, die Originale verstauben derweil ungesehen im Museum. Und Repliken anzufassen bringt eben kein Glück. Auch nicht bei Julias Brust.
    Glück hast Du hingegen, wenn Du Dir beim Busengrabschen im Eifer des Gefechts nicht noch ne Ohrfeige einfängst, lieber Münchner:
    Denn wie schnell langt der grobschlächtige Bayer mit seinen Wurstfingern und Metzger- bzw.Brauerpranken auch mal daneben und befingert im Eifer des bevorstehenden Glücksrausches die Brüste der japanischen Touristin neben der Statue. Die ist ja nun auch nicht viel größer als die Statue.

  2. Ha! Das Gleiche denke ich oft, wenn ich an der liegenden Skulptur „Mujer recostada“ von Botero am Flughafen von Palma de Mallorca im Abflugbereich vorbei gehe. Angeblich soll ja das Berühren ihrer Zehe Glück bringen – Zehe, nicht Brust! Viele Passagiere scheinen offensichtlich nicht mehr ganz mit der menschlichen Anatomie vertraut zu sein, wenn sie von Mallorca wegfliegen…
    Sonnige Grüße, Doris

  3. Gabs da nicht im Vatikan ein Archiv mit lauter von Skulpturen abgeschlagenen Penissen?
    Ach Laute, meckert gerne darüber, wie man mit Denkmälern grundsätzlich umgeht, aber diese Prüderie hat doch immer so ein seltsames Geschmäckle. Lacht drüber, wie sich der MEnsch hier selber einen Spiegel vors Gesicht hält und gut isses.

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